Neubau Stadtbibliothek

Vom Wissensspeicher zum Treffpunkt der Stadtgesellschaft: Bibliotheken sind heute Orte der Begegnung, der Integration, an denen Zugang zu Bildung und Information in einer offenen Atmosphäre des Miteinanders geschieht. Chancengleichheit und niederschwelliger Zugang zu Wissen ist an eine Form der gesellschaftlichen Interaktion geknüpft, für die Architektur die Voraussetzungen schafft. Wie ein Haus offen im Innern sowie nach außen sein kann, zeigt diese Bibliothek.

Mit der neuen Stadtbibliothek entsteht im Herzen Mannheims, auf dem Dalbergplatz N 2, ein Ort des Wissens, der konzeptionell in die Zukunft weist. Ein außerordentlich breites Bildungs- und Begegnungsangebot geht weit über das hinaus, was man von einer klassischen Bibliothek erwartet. Verantwortlich für den Neubau ist das Berliner Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez, dessen räumlich vielseitiger und flexibler Entwurf die Wettbewerbsjury überzeugte. Das Architekturbüro sieht einen filigranen und transparenten Baukörper auf dem Dalbergplatz vor, der eine einladende Offenheit ausstrahlt. Auf insgesamt sechs Geschossen bietet der Bau aus Holz und Beton eine beeindruckende "Landschaft" für zahlreiche unterschiedliche Medien und Nutzungen. Zahlreiche Begegnungsflächen und Arbeitsräume erlauben es, auf verschiedene Weise zu lernen und zu arbeiten, ob alleine oder in der Gruppe. Ebenso wird die neue Bibliothek unterschiedliche Veranstaltungsräume sowie einen „Makerspace“ beherbergen, denn Bildung braucht auch Räume für Experimente, für das kreative Ausprobieren. Ergänzt werden die einladenden Innenräume durch einen Dachgarten und eine attraktive Gestaltung des angrenzenden Dalbergplatzes.

Das facettenreiche Programm wird für alle Bürger*innen zahlreiche Anknüpfungspunkte bieten. Dadurch wird die Bibliothek zu einem Knotenpunkt gesellschaftlicher Kommunikation und Teilhabe werden, der wichtige Impulse für eine inklusive Wissensgesellschaft sendet. In den letzten Jahren wurden in verschiedenen europäischen Ländern Bibliotheksneubauten errichtet, die nicht nur gestalterisch neue Maßstäbe setzen, sondern auch eine Veränderung der Institution Bibliothek beinhalten. Dabei geht es um niedrigschwellige Angebote, die die Stadtgesellschaft nachhaltig verändern sollen. Beispiele hierfür sind Bibliotheksneubauten in Aarhus, Helsinki, Amsterdam, Stuttgart, Augsburg, Hanau und Ulm. Bibliotheken haben sich in den letzten Jahren stark verändert und die Verfügbarkeit von Medien sowie die Rolle des Ortes Bibliothek und dessen Wirkung stehen dabei im Fokus. Ziel muss es sein, traditionelle Inhalte einer Bibliothek und ihre neuen Aufgabenfelder durch eine angemessene Pädagogik aneinander zu binden. In Bibliotheken geht es nicht um den Verleih von Medien, sondern die Verbreitung von Wissen und das Ermöglichen von Lernerfahrungen. Die räumliche Ausgestaltung spielt hierbei eine wichtige Rolle, um die alten Bibliotheksangebote und neue Angebote gleichberechtigt nebeneinander bestehen zu lassen. Die Bibliothek ist der Ort, an dem jeder den Grad an Ruhe oder Lautstärke findet, die sie oder er braucht.

Aktuell erarbeitet das Planungsteam um das Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez die Vorplanung. Voraussichtlich 2025 wird das Parkhaus abgerissen und damit der erste sichtbare Schritt zum Neubau gemacht. Der Baubeginn ist 2026 vorgesehen.

 

Zukunftsgerichtete Aufgaben und Raumangebot

Die Aufgabe der Stadtbibliothek der Zukunft wird es sein, in der Menge der Informationen Orientierung zu geben und notwendige Kompetenzen zu vermitteln, die notwendig sind, um sich nicht nur umfassend, sondern auch sicher informieren zu können. Dies beginnt nicht erst bei der Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz, sondern muss bereits die Zurverfügungstellung von Medien umfassen. Eine Grundkonstante des bibliothekarischen Arbeitens, nämlich die Bereitstellung bzw. die Ermöglichung von Zugang, zeigt sich gerade darin, dass die Stadtbibliothek der Zukunft zwar allen dient, aber gerade jenen, die keinen Zugang zu Informationen und Wissen haben, diesen nicht nur analog und digital zur Verfügung stellen, sondern auch die notwendigen Kompetenzen vermitteln, um diese zu erhalten.

Die Stadtbibliothek der Zukunft wird durch ein entsprechendes Raumangebot die Vermittlung von Informations- und Medienkompetenz ausbauen und unterstützen. Die geplante räumliche Integration des Stadtmedienzentrums in die Räumlichkeiten der Stadtbibliothek ist hierfür die prominenteste Maßnahme. Die Vermittlung von Information erstreckt sich in der Stadtbibliothek der Zukunft selbstverständlich auch in den virtuellen Raum. Elektronische Medien und ihre Abrufbarkeit im Internet benötigt mehr denn je Auswahl, Redaktion und editorische Arbeit. Die Stadtbibliothek der Zukunft verändert sich und ihre Funktionen mit der Entwicklung neuer Kommunikations- und Wissenskonzepte. Papierne Bücher behalten zwar auf absehbare Zeit ihre Bedeutung für eine wissensorientierte Gesellschaft, werden aber durch digitale Angebote abgelöst. Dies hat unmittelbar Einfluss auf die Architektur von Bibliotheken, deren Aufgabe es in Zukunft weniger ist, Papier zur Verfügung zu stellen, sondern die Vermittlung der Fähigkeiten, ein immer vielfältiger werdendes Medienangebot sich erschließen zu können. Die Schlüsselqualifikation des Lesens wird um technische Kompetenzen ergänzt, was neue Vermittlungsformen und Inhalte notwendig macht. Diese finden schließlich im Raumprogramm ihren Niederschlag, da diese Kompetenzen vermittelt werden müssen.