Feldhamster in Mannheim
Rotbraunes Fell, schwarze Knopfaugen und extrem gefährdet: Feldhamster sind nach der Roten Liste Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht und europaweit „streng geschützt“. Die Stadt Mannheim ist gesetzlich zur Sicherung einer eigenständig überlebensfähigen Population verpflichtet und engagiert sich deshalb seit 2001 für den Feldhamster. Momentan leben 150-200 Feldhamster auf unseren Feldern, die so lange zu schützen sind, bis ihr Überleben ohne menschliche Hilfe gesichert ist.
Die Stadt Mannheim hat ein eigenes Artenhilfsprogramm, für das sie derzeit rund 120.000 Euro pro Jahr zur Verfügung stellt. Das Land Baden-Württemberg ergänzt diese Summe seit 2011 im Rahmen eines landesweiten Feldhamster-Schutzprojekts jährlich um rund 44.000 Euro.
Hintergrundinformationen zum Wiederansiedlungsprojekt
Der Feldhamster stand zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Baden-Württemberg kurz vor dem Aussterben. Die veränderte Landbewirtschaftung, zahlreiche Bauvorhaben und mehrere Trockenjahre hatten die Bestände so weit schrumpfen lassen, dass im Jahr 2004 ein Wiederansiedlungsprojekt ins Leben gerufen wurde. Die heimischen Feldhamster werden für das Wiederansiedlungsprojekt im Heidelberger Zoo gezüchtet.
Die Aufzucht wird von dem Artexperten und Biologen Dr. Ulrich Weinhold, Institut für Faunistik aus Heiligkreuzsteinach zusammen mit seinem Team koordiniert und fachgerecht umgesetzt. Seit 2007 wurden fast 2.170 gesunde Jungtiere ausgewildert. Durchschnittlich waren dies in den letzten 13 Jahren 122 Tiere pro Jahr. Die Auswilderung begann auf Feldern in Mannheim-Straßenheim. 2009 wurde die Auswilderung auf Feldern in Mannheim-Bösfeld und in den letzten Jahren auch auf Flächen in Mannheim-Mühlfeld und bei Seckenheim erweitert. Vor vier Jahren konnte im Zoo Heidelberg eine neue Aufzuchtstation gebaut werden, welche im April 2017 gemeinsam mit dem Regierungspräsidium eröffnet wurde. Damit ist eine solide Basis für das Wiederansiedlungsprojekt geschaffen worden. Auch wenn die Population der wildlebenden Feldhamster in Mannheim in den letzten Jahren angestiegen ist, wird die Feldhamsterzucht zur Stützung der Bestände noch einige weitere Jahre benötigen.
Artenhilfsprogramm für den Feldhamster
Thomas Kilian vom Naturschutzteam der Stadt Mannheim erklärt, wie es zum Artenhilfsprogramm kam: ,,In Mannheim hat sich der Lebensraum des Feldhamsters durch die Umsetzung des Bebauungsplanes 'Sportpark Bösfeld-Arena' reduziert. Um diesen Eingriff auszugleichen, fördert die Stadt seither Feldhamster in Mannheim, denn sie sind nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Die Tiere werden für dieses Wiederansiedlungsprojekt im Heidelberger Zoo gezüchtet. Die Aufzucht wird im Auftrag der Stadt von dem Biologen Dr. Ulrich Weinhold vom Institut für Faunistik betreut. Für das Überleben der Feldhamster in freier Natur ist neben ausreichend Nahrung ein Sichtschutz vor Feinden sehr wichtig. Aus diesem Grund haben die Stadt Mannheim und das Land Baden-Württemberg Verträge mit den örtlichen Landwirtinnen und Landwirten geschlossen, die knapp 80 Hektar Fläche - das ist mehr als der Luisenpark mit 42 Hektar - feldhamstergerecht bewirtschaften. So wird beispielsweise die blickdichte Klee-Art Luzerne angebaut, die Schutz und Nahrung zugleich bietet. Trotz all der Maßnahmen konnte bisher kein stabiler Bestand erreicht werden, wir befinden uns jedoch auf einem guten Weg."
Dr. Ulrich Weinhold vom Institut für Faunistik berichtet: ,,In nur noch zwei Regionen in Baden-Württemberg leben Feldhamster, der Großteil davon auf den Feldern Mannheims. Außer im Bösfeld leben die Feldhamster auch im Landschaftsschutzgebiet Straßenheimer Hof, im Mühlfeld um das Maimarktgelände, in Seckenheim und in Suebenheim. Um den gefährdeten Bestand zu erhalten, haben wir im Auftrag der Stadt Mannheim seit 2007 insgesamt schon über 1.000 Feldhamster ausgewildert. Ziel ist es, eine selbstständig überlebensfähige Population des Nagetiers zu erreichen."
Elke Leib ist Landwirtin. Seit Beginn des Artenhilfsprogramms hat sie einen Vertrag mit der Stadt Mannheim geschlossen, um zum Schutz des Feldhamstes beizutragen. Sie hält es für wichtig, heimische Arten zu erhalten. ,,Von Anfang an habe ich versucht, auch andere Landwirtinnen und Landwirte von den Verträgen zu überzeugen, stieß jedoch zunächst auf Skepsis. Mittlerweile sind die Kolleginnen und Kollegen in meinem Bekanntenkreis aber so weit aufgeklärt, dass sich fast alle dem Programm angeschlossen haben und den Feldhamster mit Begeisterung schützen", erklärt Leib. ,,Unser Beitrag ist, dass wir Blühstreifen anbauen, in denen nicht nur der Feldhamster, sondern auch heimische Insekten Lebensraum finden. Außerdem lassen wir Getreidestreifen nach der Ernte stehen, um dem Hamster länger eine Nahrungsquelle und Deckung zu bieten."
Paul Hennze ist ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter der Stadt Mannheim und beteiligt sich aktiv am Feldhamsterschutz. Er wünscht sich eine überlebensfähige, genetisch gesunde Population, die ohne Auswilderungen auskommt. Auch Privatpersonen können etwas dazu beitragen: ,,Schon alleine die Hunde beim Spazierengehen an die Leine zu nehmen wäre eine Anfang. Ich wünsche mir, dass das Bild des Ernteschädlings, der in den 80er Jahren gejagt und getötet wurde, aus den Köpfen der Menschen vertrieben wird, denn ein Schädling ist der Feldhamster schon längst nicht mehr." Er betont außerdem, dass der Schutz des Feldhamsters einer Reihe weiterer gefährdeter Arten nützt, wie zum Beispiel dem Rebhuhn.
Auf der Karte sehen Sie, wo in Mannheim es Feldhamster gibt: