74. Gestaltungsbeirat am 06.02.2025

Die Sitzung des 74. Gestaltungsbeirats fand am Donnerstag, den 06.02.2025 im HAIFA 2 (EG), des Technischen Rathauses statt.

Protokoll der öffentliche Beratung:

TOP 1       Neubau Halle mit Studio, Taylor Vogelstang (WV GBR 72, 73)

Im jetzigen Konzept wurden die Anbauten der solaren Ertragsflächen zugunsten einer klaren Kubatur neu angeordnet, sodass die jetzige Volumetrie unter Berücksichtigung der baurechtlich notwendigen Abstandsflächen vom Gestaltungsbeirat akkordiert wird. Im Außenbereich besteht Flächenpotenzial für unversiegelte Flächen mit Baumbepflanzung und Begrünung. Diese sollte in den weiteren Realisierungsschritten und bei der Baueingabe berücksichtigt werden.
Die Einfriedung sowie das Eingangstor bedürfen besonderer Sorgfalt in Konzeption und Umsetzung.
Der Gestaltungsbeirat empfiehlt dem planenden Bauherrn das Hinzuziehen eines Architekten / Planers, der alle baurechtlich relevanten Punkte in Form eines Bauantrages einreichen kann (Bauvorlageberechtigung). Ebenso empfiehlt der Gestaltungsbeirat zum jetzigen Zeitpunkt schon die Kontaktaufnahme mit ausführenden Firmen im Sektor Hallenbau, um die Umsetzung in der angedachten Ästhetik umsetzen zu können (Dunkle Rahmungen mit hellen Flächen zu Gliederung der Volumetrie)


Ergebnis: Eine Wiedervorlage im Gestaltungsbeirat ist nach Konkretisierung der oben genannten Schritte und unter Einbindung eines Architekten / Planers empfehlenswert.

TOP 2       ISZ Infrastruktur Zentrum RNV, Schwetzingerstadt (WV GBR 71)

Die RNV präsentiert eine Überarbeitung der Planung des ISZ, sowie (als Tischvorlage) die städtebauliche Weiterentwicklung des ZIM auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Im 71. Gestaltungsbeirat wurde das Projekt der RNV nach drei Jahren zum zweiten Mal vorgestellt. In dieser Sitzung war das Kopfgebäude des ZIM in einer Gebäudeflucht mit dem ISZ dargestellt. Diese Parallelität wurde vom Gestaltungsbeirat in derselben Sitzung in Frage gestellt. Die städtebauliche Weiterentwicklung des ZIM zeigt nun eine Rampenanlage anstatt eines repräsentativen Kopfgebäudes. Diese Weiterentwicklung ist aus Sicht des Gestaltungsbeirats fehlgeleitet. Das städtebauliche Spannungsfeld zwischen ISZ und ZIM auf der einen Einfallachse in das neue RNV-Gelände und das M1 auf der anderen Seite der Achse, bilden wichtige städtebauliche Anker. Eine Rampenanlage stellt aus Sicht des Gestaltungsbeirats nicht die angemessene städtebauliche Reaktion auf diese Situation dar. Ein Kopfgebäude welches städtebaulich wirksam, aber nicht in einer Gebäudeflucht mit dem ISZ steht, wäre wünschenswert.
Die städtebauliche Setzung des ISZ sowie die Grundriss- und Gebäudestruktur werden aus Sicht des Gestaltungsbeirats positiv bewertet. Die Gebäudestruktur hat ideale Voraussetzungen für ein Holz- oder Holzbetonverbund-Tragwerk. Geplant ist aktuell ein klassisches Gebäude aus Recycling-Beton. Dies wird mit der besseren Wirtschaftlichkeit begründet. Der Gestaltungsbeirat führt an, dass die Wirtschaftlichkeit eines Holz- oder Holzbetonverbundbaus bei Berücksichtigung aller Faktoren wie Materialkosten, kurze Bauzeit und geringerem Materialeinsatz erwiesenermaßen nicht schlechter ist als die einer klassischen Bauweise. Gerade die RNV als öffentlicher Auftraggeber sollte im Rahmen der Materialwirtschaft auf die Einsparung von CO2 besonderes Augenmerk legen. Es wird gebeten, die Materialität der Tragstruktur zu überdenken.
Die Weiterentwicklung der Fassadengestaltung wird aus Sicht des Gestaltungsbeirats kritisch bewertet. Das Gebäude des ISZ besteht aus einem zweigeschossigen Flachbau mit Werkstätten und einem sechsgeschossigen Punktgebäude mit vorwiegender Büronutzung. Die Architektur beider Gebäudebereiche ist in Grundriss und Schnitt aus einem Guss. Dieses Zusammenspiel wird in der Fassade leider nicht weitergeführt.
Der Gestaltungsbeirat regt an, die Schichtung aus Variante 5.2 weiter zu verfolgen. Diese Schichtung bietet die Möglichkeit, die symbiotische Grundriss- und Schnittarchitektur auch in der Architektur der Fassaden widerzuspiegeln. Als Fassadenmaterial wird eine Faserzementplatte vorgeschlagen. Auch hier gibt es aus Sicht des Gestaltungsbeirats nachhaltigere Materialien, welche ohne den Verbundwerkstoff Zement auskommen. Auch eine Verwendung von recycelten Fassadenplatten aus dem Zweitmarkt für Baumaterialien wäre denkbar und würde ein zukunftsweisendes Zeichen setzen.
Ergebnis: Der Gestaltungsbeirat sieht in der Weiterentwicklung weiterhin Potential für den RNV-Standort und ersucht um Wiedervorlage des Projektes.

TOP 3       Kinderhaus Dresdener Straße, Vogelstang

Das Projekt Kinderhaus an der Dresdner Straße in Vogelstang wurde in der 74. Sitzung des Gestaltungsbeirats vorgestellt. Der Gestaltungsbeirat begrüßt grundsätzlich das Vorhaben und spricht sich für die Weiterverfolgung des Projekts aus. Im Rahmen der Weiterbearbeitung werden jedoch folgende Aspekte zur weiteren Prüfung und Optimierung empfohlen:
Städtebau und Setzung:
Der L-förmige Baukörper wird in seiner typologischen Struktur hinterfragt. Das Gebäude wirkt derzeit wie eine Addition zweier Riegel. Der Gestaltungsbeirat schlägt vor, die beiden Riegel zu einem klareren, einheitlicheren Baukörper zu entwickeln. Die mit der L-Form verbundene Zweiteilung des Freiraums wird ebenfalls kritisch betrachtet. Eine stärkere Integration und eine Optimierung der Freiraumgestaltung sollten angestrebt werden.
Innere Organisation:
Die Ausrichtung der Gruppenräume nach Nordosten wird als suboptimal eingeschätzt. Eine Ausrichtung der Räume nach Südwesten könnte eine deutlich bessere Belichtung und damit eine verbesserte Aufenthaltsqualität ermöglichen. Der Flurbereich vor den Gruppenräumen erscheint derzeit nicht ausreichend belichtet. Es wird empfohlen, entweder eine Einflügeligkeit des Flurs zu prüfen oder die Belichtung, etwa in Form von Garderobennischen, zu verbessern. Die große Verkehrsfläche sollte in Bezug auf die räumliche Qualität weiter überdacht werden. Die Flexibilität des Grundrisses in Bezug auf zukünftige Gruppengrößen wird positiv gesehen.
Eingangsbereich:
Der Eingangsbereich sollte in der Weiterbearbeitung besonderen Fokus erhalten. Es wird empfohlen, die Bereiche für Kinderwagenabstellflächen und Fahrradständer in den Entwurf sowie in die Freiraumgestaltung zu integrieren. Die Ausrichtung der Technikflächen zum Eingang und nach Süden sollte auf ihre Funktionalität und die Beziehung zum Gesamtkonzept geprüft werden.
Konstruktion: Die Zielsetzung, ein nachhaltiges Gebäude zu entwickeln, wird begrüßt. In der weiteren Bearbeitung empfiehlt der Gestaltungsbeirat die Realisierung des Baukörpers als reinen Holzbau zu prüfen.
Ergebnis: Der Gestaltungsbeirat freut sich auf die Fortführung des Projekts und bittet um eine Wiedervorlage.

 

TOP 4       Open Campus Area Roche, Waldhof

Die Vision eines offenen und grünen Vorbereichs um Mitarbeiter und Besucher willkommen zu heißen wird ausdrücklich begrüßt. Durch das Zurücksetzen der notwendigen Einfriedung entsteht zur Sandhofer Straße und dem Altrhein ein großzügiges parkartiges Entrée als neues Gesicht des Campus. Es wäre wünschenswert, wenn es gelingen würde, in einem weiteren Schritt die Nutzung der Gründer Villa so auszurichten, dass dieser Freiraum auch dauerhaft belebt wird.
Das allseitig weit auskragende quadratische Dach schmiegt sich pavillonartig mit schönen Übergängen in den Grünraum ein. Unprätentiös ist der einladende Ausdruck aus der einfachen Holzkonstruktion abgeleitet mit schaufensterartig transparenten Fassaden. Die Erkenntnis der ausgewogenen Höhe ist richtig und sollte weiter berücksichtigt werden. Angeregt wird im Sinne der gewünschten ressourcenschonenden, zirkularen Bauweise im weiteren Planungslauf zu prüfen, ob auch Rezyklate wieder eingebaut werden könnten.
In der weiteren Bearbeitung sollte sichergestellt werden, dass der Pavillon möglichst allseitig im Grünraum eingebettet ist und die Zufahrtsstraße den grünen Freiraum nicht Schneisen artig durchtrennt. Hierzu wird empfohlen die Breite der notwendigen Zufahrt und auch die Größe Stellplatzanlage kritisch zu überprüfen und stärker in das Landschaftskonzept einzubinden.
Ergebnis: Der Gestaltungsbeirat bedankt sich für die Vorstellung des spannenden Projektes und freut sich auf die Realisierung. Eine Wiedervorlage ist nicht erforderlich.