Geschichte der Mannheimer Kommunalstatistik

Bereits 1895 gründete die Stadt Mannheim als eine der ersten deutschen Großstädte ein eigenes Statistisches Büro. Die Gründerjahre der Mannheimer Kommunalstatistik waren maßgeblich geprägt von einer Persönlichkeit: Dr. Sigmund Schott.

Sigmund Schott ist am 10.10.1868 in Leipzig geboren und verbrachte seine Jugend in Stuttgart. Studiert hat er in München und Leipzig, wo er auch nach seiner Promotion über den „Volkswohlstand im Königreich Sachsen“ seine erste Stelle im Statistischen Amt Leipzig antrat.

Seine Arbeit dort und ab 1892 im großherzoglichen Statistischen Büro in Oldenburg war so erfolgreich, dass er bereits am 1. Juli 1897 als Leiter des zwei Jahre zuvor gegründeten statistischen Büros in Mannheim berufen wurde. Anlässlich seines 25-jährigen Dienstjubiläums gestand Sigmund Schott, dass er bei seinem Dienstantritt in Mannheim die „Höhle des Löwen“ erwartetet hätte und er deswegen nicht ganz leichten Herzens nach Mannheim gekommen sei. Doch er ließ sich nicht weiter abschrecken und mit ihm begann eine Ära des produktiven Schaffens.

Die statistischen Beobachtungen von Dr. Schott zeigen ein Mannheim, das geprägt war von den tiefgreifenden sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen des beginnenden 20. Jahrhunderts. Seine Ergebnisse stellte er in zahlreichen Berichten dar, teilweise mit detaillierten, handgezeichneten Diagrammen und Karten. Bereits zehn Jahre nach Beginn seiner Tätigkeit in Mannheim habilitierte Dr. Sigmund Schott in Heidelberg zum Thema der großstädtischen Agglomeration und Citybildung – ein Thema, das äußerst fortschrittlich war und auch für Mannheim große Bedeutung hatte.

Das Besondere an Dr. Sigmund Schott war allerdings, dass er in der Lage war, auch komplizierte statistisch-mathematische Sachverhalte in einer ansprechenden und poetischen Sprache zu formulieren. Ohne dass Qualität oder Genauigkeit seiner statistischen Arbeit litt, verstand er es seine Ergebnisse formvollendet darzustellen. Sein Ziel war stets, seine Arbeit für Jeden verständlich zu machen – was man durchaus als gelungen betrachten kann. Im Verlaufe seiner Dienstzeit übernahm Sigmund Schott viele weitere Aufgaben in Mannheim, er leitete zum Beispiel das damalige Arbeitsamt und die Abendakademie und war erster Studiendirektor der Mannheimer Hochschule, die ihm als Dank für sein langjähriges Engagement nach Ende seiner Tätigkeit dort einen Ehrendoktortitel der Wirtschaftswissenschaften verlieh.

Kurz bevor er nach 37 Jahren im Dienst der Stadt Mannheim in den wohlverdienten Ruhestand ging, wurde Dr. Schott als Anerkennung seiner Verdienste um die Stadt an seinem 60. Geburtstag die Amtsbezeichnung eines ordentlichen Professors verliehen. Dem folgte im Jahr 1949 die Verleihung der Ehrenbürgerwürden der Stadt Mannheim.

Am 19.11.1953 verstarb Dr. Sigmund Schott nach einem erfüllten Leben im hohen Alter von 85 Jahren. Die Kommunale Statistikstelle wird Sigmund Schott als geistigem Vater der modernen Kommunalstatistik ein ehrendes Andenken bewahren.

 

Quelle: Stadtarchiv der Stadt Mannheim

Literatur zum Weiterlesen:

  • Die Gebürtigkeit der Mannheimer Bevölkerung, Sigmund Schott, 1905
  • Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1900, Sigmund Schott, 1901
  • Das Gewerbewesen der Stadt Mannheim nach der Erhebung vom 14.06.1895, Sigmund Schott, 1897