Chronik der Stadt Mannheim - Meilensteine 18. Jahrhundert

1700 Für das neue Rathaus in F 1 wird der Grundstein gelegt. Seit 1705 finden dort die Ratssitzungen statt. Die durch einen zentralen Turm mit dem Rathaus verbundene Untere Pfarrkirche St. Sebastian wird 1710 geweiht.
1708 Der jüdische Hoffaktor Lemle Moses Reinganum stiftet eine Klaus (Synagoge mit Lehrhaus), die bis zur Zerschlagung der jüdischen Gemeinde unter der NS-Diktatur Bestand hat und seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Zentrum des orthodoxen Teils der Gemeinde wird.
1709 Die Festung Friedrichsburg wird mit der Bürgerstadt vereinigt.
1720

Kurfürst Karl Philipp verlegt Hofhaltung und Staatsverwaltung von Heidelberg nach Mannheim und befiehlt den Bau eines Schlosses (Ende der Bautätigkeit 1760).

 
1725 In N 1 am Paradeplatz wird mit dem Bau des Kaufhauses nach Plänen von Alessandro Galli da Bibiena begonnen (vollendet 1747). Entgegen der ursprünglichen Funktionsbe­stimmung nutzen vorwiegend staatliche Behörden das Gebäude. 1899 geht es in städ­tisches Eigentum über und wird bis 1910 nach Plänen von Richard Perrey zum Rathaus umgebaut. Bei dem Luftangriff des 5./6. September 1943 wird das Kaufhaus weitgehend zerstört und nach dem 2. Weltkrieg abgerissen.  
1728 Für Krämer und Handelsleute wird eine Zunftordnung erlassen. Sie sieht die Gründung einer „Handlungsinnung“ vor, in deren Tradition die heutige Industrie- und Handelskammer steht.
   
1733 Mit den geänderten Stadtprivilegien erfolgt eine Neuorganisation der Stadtverwaltung.Der Grundstein zur Jesuitenkirche, der größten Barockkirche am Oberrhein, wird gelegt (vollendet 1760). Das im 2. Weltkrieg zerstörte Gotteshaus wird bis 1960 wiederaufgebaut; der rekonstruierte Hochaltar wird 1997 geweiht.
1741 Das wöchentliche „Mannheimer Frag- und Kundschaffts-Blat“ erscheint als erste Mann-heimer Zeitung.
1748 Der Geiger und Komponist Johann Wenzel Anton Stamitz wird im Kurpfälzischen Hofkalender als „Director der Instrumental-Music“ geführt; er steht bereits seit 1741 in Diensten Karl Theodors. Mannheim ist zu dieser Zeit ein Musikzentrum von europäischem Rang. Die „Mannheimer Schule“ erlangt ihren überregionalen Ruf durch die atemberaubende Perfektion, mit der die Kurpfälzische Hofkapelle musiziert. Aus dem Orchester erwachsen Komponisten wie Christian Cannabich, Ignaz Holzbauer, Franz Xaver Richter und Stamitz’ Sohn Karl.
1763 Kurfürst Karl Theodor stiftet die kurpfälzische Akademie der Wissenschaften und 1775 die Deutsche Gesellschaft.
1769 Goethe kommt erstmals in die Stadt (letzter Besuch 1815)
1774 Christian Meyer bezieht die neu erbaute Sternwarte. Als führendes Mitglied der Kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften beschäftigt er sich mit Astronomie, Kartographie und Meteorologie. 1820 wird die Sternwarte zum Ausgangspunkt der Vermessung („Triangulierung“) des Großherzogtums Baden.
1775 Ein Firmenverzeichnis nennt 15 Textilhandlungen und 56 Geschäfte für Spezereien, Eisen- und Kurzwaren.
1777 Mozart, Lessing und Wieland weilen in der kurpfälzischen Residenz
1778

Um die bayerische Erbschaft antreten zu können, muss Kurfürst Karl Theodor die Resi-denz nach München verlegen

Freiherr Wolfgang Heribert von Dalberg wird mit der Leitung des Nationaltheaters be¬traut, das der Kurfürst als Ausgleich für den Wegzug des Hofs in Mannheim bestehen lässt.

Johann Christoph Michel gründet eine Krappfabrik (Farbstoffherstellung) an der Schwet-zinger Straße, die bis in die 1850er Jahre besteht.
 

1780 Kurfürst Karl Theodor gründet eine meteorologische Klasse der Kurpfälzischen Akade¬mie der Wissenschaften. Ihr Mitglied Johann Jakob Hemmer brachte seit 1776 „Wetter¬stangen“ (Blitzableiter) an öffentlichen Gebäuden, u.a. dem Mannheimer Zeughaus an. 1784 experimentierte er mit Heißluft¬ballons und baute ein internationales Netz von Wetterbeobachtungsstationen auf, in denen jeweils zum selben Zeitpunkt („Mannheimer Stunde“) meteorologische Daten aufgezeichnet werden sollten.
1782 Friedrich Schillers Jugendwerk „Die Räuber“ wird in Anwesenheit des Dichters uraufge-führt. Nach seiner Flucht aus Stuttgart verpflichtet Freiherr von Dalberg Schiller 1783-85 als Theaterdichter.
1785 Wolf Haium Ladenburg gründet eine Bank, die im 20. Jh. in der Deutschen Bank AG aufgeht.
1790

Die erste Nummer des „Mannheimer Intelligenzblatts“ erscheint. In seiner Tradition steht der „Mannheimer Morgen“

Hirsch Levy Hohenemser gründet das zweite bedeutende jüdische Bankhaus, ebenfalls ein Vorläuferinstitut der Deutschen Bank AG.

1792 August Wilhelm Iffland, bereits seit 1779 als Schauspieler am Nationaltheater erfolg¬reich, wird zum Regisseur ernannt (bis 1796).
1795 Mannheim wird in den Koalitionskriegen von den Franzosen besetzt; bei der Rückerobe-rung durch österreichische Truppen erleidet die Stadt durch Artilleriebeschuss schwere Zerstörungen.
1799 Die Festungsanlagen werden geschleift und das frei werdende Gelände rund um die Stadt neu angelegt (bis 1821).