Politik & Verwaltung - 29.01.2024

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Am Gedenktag für die Opfer des Holocausts fand im Samuel Adler Saal der jüdischen Gemeinde Mannheim eine beeindruckende Gedenkveranstaltung statt. Acht Schulen hatten sich aktiv an der Veranstaltung beteiligt, um der Opfer des nationalsozialistischen Terrors zu gedenken.

Das diesjährige Schwerpunktthema der Gedenkveranstaltung waren Kinder und Jugendliche, die während der NS-Zeit verfolgt wurden. So erzählten unter dem Motto „Samuel Adler – Eine szenische Lesung“ Schülerinnen und Schüler des Johanna-Geissmar-Gymnasiums die bewegende Geschichte von Samuel Adler, der im November 1938 als 10-jähriger gemeinsam mit seinem Vater Hugo Chaim Adler auf abenteuerliche Weise vier Notenbücher aus der zerstörten Mannheimer Synagoge rettete.

Das Ludwig-Frank-Gymnasium setzte sich mit dem Schicksal von Sinti und Roma-Kindern auseinander, während das Lessing-Gymnasium ein Songwriting-Projekt über Marianne Cohn präsentierte, die im Rettungswiderstand aktiv war. Die Marie-Curie-Realschule beleuchtete in ihrem Beitrag die Fluchtgeschichte von Paul Joseph und die Friedrich-List-Schule widmete sich intensiv der tragischen Geschichte der Geschwister Liebhold, die 1940 nach Gurs deportiert wurden. Das Karl-Friedrich-Gymnasium präsentierte mit „Spurensuche: Drei jüdische Schüler des KFG“ Biografien von ehemaligen Schülern, die während der NS-Zeit verfolgt wurden. Die Mannheimer Akademie für soziale Berufe brachte mit dem Projekt „Die Stimme der Sprachlosen“ das Thema Zwangsarbeit in den Fokus. Schülerinnen und Schüler stellten in szenischen Darstellungen die fiktiven Erlebnisse einer Zwangsarbeiterin vor.

Oberbürgermeister Christian Specht hielt in seiner Rede die Erinnerung an die Schicksale von Mannheimer Kindern und Jugendlichen aufrecht. Er betonte, dass es wichtig sei, sich immer wieder mit den Biografien der Opfer des NS-Terrors zu befassen und ihr Andenken zu bewahren: „Wir müssen uns vor Augen führen, was es für die Sozialisation von Heranwachsenden bedeutet, wenn sie massiv im täglichen Leben eingeschränkt werden und von der sozialen Teilhabe ausgeschlossen werden. Wenn Kinder und Jugendliche von öffentlichen Schulen verwiesen und aus Sport- und Musikvereinen ausgeschlossen werden, keine Schwimmbäder und Kinos mehr besuchen dürfen, wenn ihre Eltern aufgrund ihrer Konfession ihre Arbeit verlieren und nur noch in jüdischen Geschäften einkaufen dürfen, wenn ihre Häuser in abwertender Absicht mit Davidsternen markiert werden und selbst auf Parkbänken Schilder mit der Aufschrift „Nur für Arier“ prangen.“ Der Oberbürgermeister erinnerte auch daran, dass sich unter allen Opfergruppen der Nationalsozialisten Kinder und Jugendliche befunden hatten, die Sinti und Roma, diejenigen, die als Asoziale verfolgt wurden, die Opfer des sogenannten „Euthanasie-Programms oder die Opfer von Zwangsarbeit. „Wir sind es den Opfern und Verfolgten des NS-Terrors schuldig, uns immer wieder mit ihren Biografien und dem Leid, dass sie erfuhren, zu befassen, an sie zu erinnern und ihr Andenken zu bewahren, wie wir es mit der heutigen Gedenkveranstaltung tun“, mahnte der Oberbürgermeister.

Und er fuhr fort: „Dies kann oft schmerzhaft sein, uns verstören und ratlos zurücklassen, doch sollte genau dies für uns ein Anstoß zur Reflexion sein und uns vor Augen führen, dass die Menschheitsverbrechen des Nationalsozialismus vielfach rational nicht zu erfassen sind“. Der Oberbürgermeister begrüßte in diesem Zusammenhang Paul Joseph, seine Gattin Cary Joseph-de Vries sowie seinen Bruder Danny Joseph, die eigens für diese Gedenkveranstaltung aus den Niederlanden angereist waren. „Die Begegnung mit Menschen wie Paul Joseph, die aus eigener Erfahrung über die Verfolgung in der NS-Zeit berichten könnten, sei von unschätzbarem Wert für unsere Erinnerungskultur und für unser Wissen über die Schrecken des nationalsozialistischen Terrors, dessen menschenverachtende, barbarische Ausmaße unsere Vorstellungskraft nur ansatzweise zu erfassen vermag, erklärte der OB.

In ihrem Schlusswort dankte Prof. Dr. Heidrun Deborah Kämper, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Mannheim, den Schülerinnen und Schülern für ihre einfühlsamen Beiträge. Die Schülerinnen und Schüler hätten sich in die Menschen hineinversetzt, deren Schicksale sie erzählt hatten und mit ihrer Empathie für die Opfer beeindruckt.

Die musikalische Begleitung erfolgte durch Fridolin Busse, die beiden Vorsitzenden des Mannheimer Stadtjugendrings, Elina Brustinova und Suhail Butt, führten durch das Programm. Die inhaltliche Betreuung und die Beratung der Schulklassen lag beim MARCHIVUM.

 

 

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