Stadt überwacht PFC-Werte im Mannheimer Norden

Sachstand zu den PFC-Untersuchungen im Mannheimer Norden

Im Jahr 2015 wurde bekannt, dass im Mannheimer Norden Ackerflächen mit per- und polyfluorierten Chemikalien (PFC) belastet sind. Die Belastung erstreckt sich auf Flächen, auf denen Kompost ausgebracht wurde, der vermutlich mit Papierschlämmen vermischt war. Seitdem wurden die Flächen kontinuierlich beprobt und es wurde regelmäßig über die Ergebnisse berichtet.

Bis 2018 waren insgesamt 317 Hektar vorwiegend landwirtschaftlich genutzte Flächen im Norden von Mannheim untersucht, von denen 237 Hektar belastet waren. Da im Laufe dieser Untersuchungen immer wieder der Verdacht aufkam, dass weitere Flächen mit PFC belastet sein könnten wurde von der Altlastenkommission beschlossen, dass alle bislang noch nicht untersuchten Flächen im Mannheimer Norden (insgesamt ca. 1000 ha) in den Jahren 2019, 2020 und 2021 auf eine mögliche PFC Belastung hin flächendeckend untersucht werden. Im letzten Jahr wurde deshalb mit der flächenhaften Beprobung von rund 230 ha bislang nicht untersuchten Böden begonnen. 62 Prozent dieser neu untersuchten Flächen mussten als verunreinigt eingestuft werden. Insgesamt erhöht sich dadurch die Anzahl der bereits untersuchten Flächen auf rund 540 Hektar von denen 385 Hektar belastet sind.

Zunächst muss das gesamte Ausmaß der PFC-Verunreinigungssituation im Mannheimer Norden flächendeckend ermittelt werden. Deshalb werden alle noch vorhandenen möglichen Verdachtsflächen bis voraussichtlich Ende 2021 untersucht. Danach ist eine Gesamtbetrachtung möglich.

Untersuchungsergebnisse

Von den 317 Hektar untersuchten Flächen sind 237 Hektar als belastet einzustufen. Spuren von PFC lassen sich auf nahezu allen Flächen nachweisen. Von den in diesem Jahr beprobten 56 Beregnungsbrunnen sind 8 unbelastet. 39 Brunnen wiesen Spuren von PFC auf und 9 Brunnen waren höher belastet (Quotientensumme größer 1). Im Vergleich zu den Ergebnissen der Vorjahre ist mittelfristig mit einer Verschlechterung der Bewässerungssituation zu rechnen. Der Anstieg der Werte kann auf eine insgesamt ansteigende Grundwasserverunreinigung oder auf jahreszeitliche Einflüsse mit schwankenden Schadstoffeinträgen hindeuten. Auf Grund der Ergebnisse hat der Fachbereich Grünflächen und Umwelt den Landwirten Beschränkungsmaßnahmen für die Bewässerung mit den belasteten Brunnen auferlegt.

Bei einer Quotientensumme kleiner oder gleich 1 ist nicht von einer schädlichen Veränderung des Wassers auszugehen. Eine Quotientensumme größer 1 bedeutet nicht automatisch eine Gefährdung für betroffene Schutzgüter, sondern dient als Schwellenwert, ab dem die Bodenschutzbehörden nähere Untersuchungen anstellen muss. 

Die Bodenproben und deren Bewertung erfolgten durch das Ingenieurbüro Arcadis aus Karlsruhe im Auftrag der Stadt Mannheim. Alle Untersuchungsergebnisse stehen rechts unter "weitere Informationen" zum Download bereit.

 

Weitere Untersuchungen erforderlich

Die aktuellen Untersuchungen zeigen eine wesentlich größere Flächenbelastung als nach den bisherigen Befunden zu vermuten war. Der Verdacht, dass nur Flächen betroffen sind, die zwischen 2006 und 2008 mit entsprechendem Kompost behandelt wurden, hat sich nicht bestätigt. Die Belastung erstreckt sich auch auf Flächen, auf denen nach 2008 Kompost ausgebracht wurde, der vermutlich mit Papierschlämmen vermischt war. Somit sind nun auch Untersuchungen auf Ackerflächen erforderlich, für die es bisher keine Hinweise auf die Ausbringung von Dünger oder Kompost gab. Ca. 1000 Hektar im Umfeld der bereits bekannten Belastungsflächen werden untersucht. Die Untersuchung beginnt in diesem Jahr und soll bis 2021 abgeschlossen sein.

Der Fachbereich Grünflächen und Umwelt ist als Untere Bodenschutzbehörde der Stadt Mannheim für die belasteten Flächen zuständig. Er steht in engem Kontakt mit dem Umweltministerium und dem Regierungspräsidium und nimmt an den regelmäßigen Arbeitsgruppensitzungen zur PFC-Schadstoffsituation teil.

 

Vor-Ernte-Monitoring

Die landwirtschaftliche Nutzung aller bisher untersuchten Flächen ist weiterhin möglich. Die Landwirtinnen und Landwirte im betroffenen Gebiet werden in mehreren Veranstaltungen mit Vertretern des Regierungspräsidiums, der Landwirtschaftsverwaltung und der Lebensmittelüberwachung über die Untersuchungsergebnisse und die Bewirtschaftungsrichtlinien informiert. Im Rahmen eines vom Ministerium für Ländlichen Raum finanzierten Projektes führt das Amt für Landwirtschaft und Naturschutz Sinsheim seit 2015 ein so genanntes Vor-Ernte-Monitoring durch. Dabei werden Erzeugnisse von den mit PFC belasteten Ackerflächen rechtzeitig vor der Ernte geprüft. Das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) untersucht die Pflanzenproben auf ihre Gehalte an verschiedenen PFC-Verbindungen. Liegen die Ergebnisse über den vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz festgelegten Beurteilungswerten, darf das Erzeugnis nicht als Lebensmittel vermarktet werden. Beim diesjährigen Vor-Ernte-Monitoring konnte man bei zwei der untersuchten Pflanzenproben einzelne Werte oberhalb der Beurteilungswerte feststellen, daher konnten die Produkte nicht als Nahrungsmittel vermarktet werden. Das Vor-Ernte-Monitoring der Landwirtschaftsverwaltung in Sinsheim wird auch in diesem Jahr fortgeführt.

Im Jahr 2018 war auf fünf Weizenflächen und auf einer Maisfläche der sogenannte Beurteilungswert überschritten. Die erntereifen Produkte dieser Flächen konnten deshalb nicht als Lebensmittel vermarktet werden.

 

Lebensmittelüberwachung

Die Lebensmittelüberwachung des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung der Stadt Mannheim erhebt regelmäßig Lebensmittelproben. Sie fand 2018 PFC in einem Mannheimer Honig und nahm ihn aus dem Verkehr. Zwischenzeitlich konnte durch Pollenanalysen ein Zusammenhang zwischen der Rapsblüte und den PFC-Belastungen im Honig hergestellt werden. Nach Aussage des Regierungspräsidiums Karlsruhe wird auch 2019 Honig aus Mannheim aus Gründen des Verbraucherschutzes auf PFC untersucht, bevor er in Verkehr gebracht wird. Die Ergebnisse werden auf der Webseite des Regierungspräsidiums Karlsruhe veröffentlicht.

Aktuell ergaben sich auf einer ca. 0,75 ha großen Anbaufläche, auf der erstmals Erdbeeren angebaut wurden, nach ersten Analysen des Chemischen- und Veterinäruntersuchungsamtes Freiburg Hinweise auf eine Belastung mit PFC. Weitere Analysen zur Klärung sind derzeit im Gange unter zentraler Steuerung/Koordinierung aller Aktivitäten durch das Regierungspräsidium Karlsruhe.