Artenvielfalt Spinelli-Park
Viele unterschiedliche, zum Teil seltene und besonders geschützte Tier- und Pflanzenarten haben sich in der Zeit angesiedelt, als das Spinelli-Gelände noch eingezäunt und ungestört war. Heute ist der Park für alle zugänglich – und damit liegt es an uns, diesen wertvollen Lebensraum zu bewahren.
In der folgenden Übersicht erfahren Sie, welche Tier- und Pflanzenarten im Spinelli-Park leben. Die Tiere sind nach ihren Gruppen geordnet (z. B. Amphibien, Reptilien, Insekten), ebenso die Pflanzen. Sie erhalten Informationen zu Lebensraum, Ernährung, Fortpflanzung und dem besonderen Vorkommen im Park.
Amphibien
- Bergmolch
Der Bergmolch ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt ist. Er kommt in Mittel- und Süddeutschland vor. Durch die Zerstörung von Gewässern oder dem Verlust vieler Tiere durch den Straßenverkehr, insbesondere während der Wanderungen vom Winterquartier zum Laichgewässer, ist der Erhalt des Lebensraums für das Fortbestehen der Art wichtig.
Vorkommen im Spinelli-Park: Vor der Bundesgartenschau 2023 lebten Bergmolche im Wasserbecken der ehemaligen Panzerwaschanlage der US-Armee. Nach dem Rückbau wurde an einem sonnigen Standort ein wasserpflanzenreiches Gewässer als Ersatz-Tümpel angelegt, das den Molchen als geeigneter Lebensraum dient.
Nahrung: Erwachsene Tiere fressen an Land Insekten, Würmer und Schnecken. Die sogenannten Molchlarven leben im Wasser und ernähren sich dort von Kleinkrebsen und Insektenlarven , bis sie vollständig entwickelt sind und das Laichgewässer verlassen.
Fortpflanzung: Die Laichzeit, in der die ausgewachsenen Bergmolche sich paaren und ihre Eier ablegen, umfasst März bis Mai. Hierbei heften sie etwa 300 Eier einzeln an Wasserpflanzen oder Falllaub, welches sich im Gewässer befindet.
- Kreuz- und Wechselkröte
Die Kreuzkröte, kommt zerstreut in ganz Deutschland vor, während die Wechselkröte im Norden fehlt. Beide Arten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie europaweit unter Schutz gestellt. Sie sind gefährdet, da der Tierart zunehmend geeignete Kleingewässer zur Fortpflanzung fehlen.
Lebensraum im Spinelli-Park: Vor der Bundesgartenschau 2023 wurden Kreuzkröten auf dem Gelände festgestellt. Im Spinelli-Park wurden flache und vegetationsarme Gewässer als Laichgewässerangelegt, die auch austrocknen können. Dies ist wichtig, denn austrocknende Tümpel verringern die Zahl an Fressfeinden wie z.B. Insektenlarven und erhöhen so die Überlebenschancen der Larven. (*Erklärung vegetationsarm = in diesem Gebiet wachsen kaum Pflanzen). Der Spinelli-Park bietet außerdem ein reichhaltiges Nahrungsangebot sowie Versteck- und Überwinterungsmöglichkeiten.Nahrung: Erwachsene Kreuzkröten ernähren sich von Insekten. Kaulquappen fressen Algen im Gewässer, bis sie sich zu vollständigen Kreuz- bzw. Wechselkröten entwickeln, herangewachsen sind und das Laichgewässer verlassen.
Fortpflanzung: Die Laichzeit liegt zwischen April und Mai. Die Kreuzkröte laicht mit sogenannten Laichschnüren, die etwa 2.800 bis 4.000 Eier beinhalten. Die Wechselkröte laicht ca. 2.000 bis 15.000 Eier im Gewässer ab.
Reptilien
- Mauereidechse
Die Mauereidechse ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und ist durch den zunehmenden Verlust ihres Lebensraums immer mehr gefährdet. Sie kommt in vielen Ländern Europas vor und ist daher auch nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie europaweit geschützt. Mannheim bietet besonders geeignete Lebensräume für Mauereidechsen.
Lebensraum im Spinelli-Park: Bereits vor der Bundesgartenschau 2023 lebten viele Mauereidechsen entlang von Bahnlinien, Gleisbetten und im Umfeld von Gebäuden. Mauereidechsen benötigen einen Standort, an dem Steinschüttungen, Hohlräume, Steinmauern und Holzhaufen in offenen Landschaften zu finden sind. Der Spinelli-Park bietet den Eidechsen außerdem viele Versteckmöglichkeiten, Überwinterungsquatiere und Plätze zum Sonnen zur Regulierung ihrer Körperwärme. Zusätzlich bietet der dortige Sandboden optimale Verhältnisse zur Eiablage. (*Erklärung urbaner Lebensraum = städtisches Gebiet)
Nahrung: Die Mauereidechsen fressen verschiedene Insekten wie Fliegen, Käfer und Ameisen, aber auch Spinnen und Würmer.
Fortpflanzung: Die Paarungszeit ist im April bis Mai. Die Eiablage der weiblichen Mauereidechsen findet etwa vier Wochen nach der Paarung in sandigem, lockerem Boden statt. Die Jungtiere schlüpfen im Spätsommer.
Vögel
- Haubenlerche
Die Haubenlerche ist eine streng geschützte Vogelart, welche ebenfalls vom Aussterben bedroht ist und nach dem Bundesnaturschutzgesetz und im Rahmen der Vogelschutzrichtlinie der EU geschützt ist. In Deutschland kommt sie in den nordöstlichen Bundesländern und am Oberrhein vor. Ihr Lebensraum umfasst Neubaugebiete, Ödland, trockene Offenlandschaften, Felder, Industrie- und Hafengebiete sowie Ackerflächen, Asphalt- und Brachflächen. Besonders bevorzugt sie vegetationsarme Flächen. Vor allem durch den allgemeinen starken Nahrungsmangel aufgrund des Rückgangs von Wildkräutern, Insekten oder der Flächenversiegelungen wird den Haubenlerchen der Lebensraum versperrt. Eine weitere Gefahr stellen Katzen und Hunde dar.
Lebensraum im Spinelli-Park: Seit 2014 ist die Haubenlerche auf dem ehemaligen Kasernengelände nachgewiesen. Um ihren Bestand zu sichern und zu fördern, werden hier spezielle Naturschutzmaßnahmen umgesetzt. Auf 10 ha wird ihr durch eine Dreifelderwirtschaft mit Sommergetreide, Wintergetreide und Brache ein optimaler Lebensraum geboten. Durch die wechselnde Bewirtschaftung bleiben offenen Sandflächen erhalten und seltene Ackerwildkräuter werden gefördert. Zusätzlich stehen blüten- und artenreiche Magerrasen zur Nahrungssuche zur Verfügung. Die Sandbereiche dienen als „Sandbäder“ zur Parasitenabwehr. Da die Haubenlerchen Bodenbrüter sind ist es von großer Bedeutung, dass Hunde in den gekennzeichneten, umzäunten Gebieten an der Leine geführt und die ausgewiesenen Wege nicht verlassen werden.
Nahrung: Die ausgewachsenen Tiere der Haubenlerche fressen Wildkrautsamen, Gräser und Insekten. Ihre Nachkommen bevorzugen Insekten, Spinnen, Raupen und kleine Schnecken.
Fortpflanzung: Die Brutzeit beginnt jeweils im März und endet im August. Ihre Reviergröße entspricht ca. 2 ha (zwei Fussballfelder), Die Haubenlerche brütet in Bodennestern, die sich in dünn bewachsenen Ebenen, oft in durch Pflanzen geschützte Mulden befinden. Sie brüten in der Brutzeit 2-3 Mal pro Jahr.
Insekten
- Wildbienen
In Deutschland leben etwa 600 Wildbienenarten, von denen ca. 500 in Baden-Württemberg beheimatet sind. Ca. 50 % der Wildbienenarten in Deutschland gelten als gefährdet. Es gibt zahlreiche Wildbienenarten, die nach dem Bundesnaturschutzgesetz besonders geschützt sind. Wildbienen sind wichtig für die biologische Vielfalt und haben eine große Bedeutung als Bestäuber vieler Pflanzenarten.
Viele Wildbienenarten bevorzugen blütenreichen Flächen, wie zum Beispiel Sandrasen, Ruderalflächen oder Magerwiesen. Aber auch naturnahe Gärten, Streuobstwiesen, Steinbrüche, Kies- und Lehmgruben bieten Lebensräume. Sonnige Flächen mit offenen Bodenstellen im Sand, Löss oder Lehm werden u.a. zum Nestbau benötigt. Die Nistplätze sind vielfältig. Sie reichen von selbstgegrabenen Gängen im Boden, Totholz und Brombeerstängeln bis zu Hohlräumen in Trockenmauern, Schneckenhäusern oder verlassenen Mäusebauten. Die Verfügbarkeit von Materialien für den Nestbau wie Ausschnitte bzw. Mörtel von bestimmten Blättern oder Blüten ist essentiell. Die Brutzellen werden oft mit Materialien wie Lehm, Steinchen, Pflanzenmaterial verschlossen
Leider sind etwa die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland gefährdet, da die Lebensräume der Wildbienen durch zum Beispiel Flächenversiegelungen oder ein mangelhaftes Blütenangebot verloren gehen. Auch der Einsatz von Pflanzen- und Insektenschutzmitteln, invasive Arten, Extremwetterereignisse (z. B. Trockenperioden, Starkregen) und die Nahrungskonkurrenz durch Zuchtbienen stellen eine Gefährdung dar. Schutz und Habitat-Management durch Pflege kann den Erhalt eines Wildbienenlebensraums gewährleisten.
Lebensraum im Spinelli-Park: Im Spinelli-Park wurden über 170 Wildbienenarten nachgewiesen, darunter viele Arten, die in der Roten Liste geführt, vom Aussterben bedroht, stark gefährdet oder gefährdet eingestuft sind. Der Spinelli-Park bietet ein breitgefächertes Angebot an Blüten und offenen Flächen. Für den Schutz der Wildbienen im Spinelli-Park und südlich der U-Halle wurden etwa 3 Hektar speziell geeignete Lebensräume geschaffen und erhalten, darunter blütenreiche Magerrasen und Sandrasen, sowie vielfältige Nistmöglichkeiten wie offene Sandstellen, Brombeerstängel, Gehölze, Mauerritzen, Betonrampen, alte Gebäude und das Conversio-Kunstwerk. Das Verlassen der Wege in der Artenschutzzone ist untersagt.
Nahrung: Die Wildbienen ernähren sich von Pollen, Nektar und Blütenölen. Etwa 30 Prozent der Wildbienenarten sind sogenannte Nahrungsspezialisten und benötigen zum Überleben bestimmte Pflanzenarten, da sie nur den Nektar und die Pollen einer bestimmten Pflanze angewiesen sind. Außerdem wird vor der Eiablage Nektar und Pollen als Larvenproviant in die Brutzelle eingelagert, wovon sich die Larven später ernährt.
Fortpflanzung: Die Wildbienen bevorzugen als Nistplätze selbstgegrabene Gänge im Boden, Totholz oder markhaltige Stängel, wie zum Beispiel in Brombeerstängeln. Vor der Eiablage werden zusätzlich Nektar und Pollen als Larvenproviant in die Brutzelle eingelagert, damit die geschlüpfte Larve direkt etwas Nahrung findet.
Pflanzen
- Sandrasen
Sandrasen sind gemäß dem Bundesnaturschutzgesetz seltene und gesetzlich geschützte Biotoptypen, die einen bestimmten Lebensraum beschreiben. Sandrasen und Binnendünen entstanden nach der letzten Eiszeit (vor ca. 10 000 Jahren) durch die Verwehung von Rheinsand und bilden heute sogenannte Flugsandgebiete. Sandrasen kommen in der nördlichen Oberrheinebene vor. Die typische Vegetation dieser Sandböden sind Sand- und Magerrasen.
Je nach Kalkgehalt kommen verschiedenen Pflanzenarten vor. Durch Flächenversiegelungen, Flächenverbrauch, Nährstoffanreicherung, wie zum Beispiel durch Düngung oder das Betreten der Flächen, wird der Sandrasen gefährdet. Sandrasen bestehen – wie der Name bereits verrät – aus Sandböden und sind daher extremen Bedingungen ausgesetzt.
Nährstoffarmut, Trockenheit und starke Temperaturschwankungen von bis zu 50 Grad Celsius verlangen besondere Anpassung der hier lebenden Pflanzen und Tiere. Durch die immer weiter voranschreitende Flächenversiegelung ist diese Sandrasenfläche sehr wertvoll.Lebensraumim Spinelli-Park: Der Spinelli-Park liegt im Flugsandgebiet Käfertal-Viernheimer Sand. Auf dem ehemaligen Kasernengebiet wurden deshalb zwei Hektar Sandrasen mit Samen von regionalen Sanddünen angelegt. Dadurch wird eine Vernetzung dieser seltenen Lebensräume über die Grenzen Mannheims hinaus gefördert.
Daher ist das Verlassen der Wege in der Artenschutzzone untersagt. Damit dieser wertvolle Sandrasen, welcher zusätzlich ein Lebensraum für viele verschiedene Insekten bietet, erhalten bleibt, ist das Verlassen der Wege in der Artenschutzzone untersagt.Sandrasen bietet Lebensraum für (Beispiele):
Tiere:
- blauflügelige Ödlandschrecke
- Dünen-Sandlaufkäfer
Pflanzen:
- Zottige Wicke
- Graukresse
- Sand-Thymian