25.04.2023

Mumifizierte menschliche Überreste der Māori kehren zurück nach Neuseeland

Drei mumifizierte menschliche Māori-Köpfe aus den Reiss-Engelhorn-Museen kehren zurück nach Neuseeland. Der Gemeinderat der Stadt Mannheim hat einem entsprechenden Rückgabegesuch in seiner heutigen Sitzung zugestimmt.
Es handelt sich um drei Köpfe von erwachsenen Männern. Sie weisen Gesichtstätowierungen auf, wie sie bei den Māori einer langen Tradition entsprechen. Die spiralförmigen Ornamente sowie strahlen- und schlangenförmigen Linien geben Auskunft über die Herkunft und Stellung der Verstorbenen. In der indigenen Sprache der Māori werden solche Köpfe als toi moko bezeichnet. Sie wurden durch aufwendige Räucherungsprozesse mumifiziert. Die toi moko dienten einerseits der Ahnenverehrung, waren aber auch Trophäen getöteter Feinde und spielten eine wichtige Rolle in der spirituellen Welt der Māori.
1769 landete Kapitän James Cook in Neuseeland. In den folgenden Jahren wuchs in Europa das Interesse an den tätowierten Mumienköpfen der Māori, die teilweise gestohlen oder bei gewalttätigen Auseinandersetzungen erbeutet wurden. Die toi moko wurden im 18. und 19. Jahrhundert zur begehrten Handelsware. Zwei der in den Reiss-Engelhorn-Museen verwahrten Köpfe gelangten wahrscheinlich auf diesem Wege und über verschiedene Stationen nach Mannheim. Bei dem dritten Kopf legen Recherchen nahe, dass es sich um die Überreste eines Stammesführers handelt, der als Reisender nach Europa kam und hier starb. Sein Kopf wurde deswegen auch nicht auf die traditionelle Weise, sondern wohl von einem Tierpräparator in Europa mumifiziert.
Den Antrag auf Repatriierung der drei toi moko hat das Museum of New Zealand Te Papa Tongarewa in Wellington an die Stadt Mannheim als Träger der Reiss-Engelhorn-Museen gestellt. Am neuseeländischen Nationalmuseum ist seit 2003 das Karanga Aotearoa Repatriation Programm beheimatet. Dieses ist von der neuseeländischen Regierung sowie den Māori- und Moriori-Gemeinschaften beauftragt, Kontakt mit Museen und Sammlungen in Europa aufzunehmen, um die sterblichen Überreste der Vorfahren zurück in ihre Heimat zu holen.
Eine Māori-Delegation sowie Vertreter des Museums in Wellington und der neuseeländischen Regierung kommen Ende Mai nach Mannheim, um die toi moko im Rahmen einer feierlichen Zeremonie in Empfang zu nehmen. Bereits am 25. Mai gibt es um 18 Uhr im Anna-Reiß-Saal der Reiss-Engelhorn-Museen eine Einführung in das Thema und eine Podiumsdiskussion, zu der alle Interessierten herzlich eingeladen sind.
Dr. Sarah Nelly Friedland, Direktorin der Reiss-Engelhorn-Museen für Archäologie und Weltkulturen, freut sich über die Entscheidung des Gemeinderates: „Wir befürworten die Repatriierung der toi moko. Gemäß den Glaubensvorstellungen der Māori sind die sterblichen Überreste der Ahnen spirituell eng mit ihrer Heimat verbunden. Durch ihre Rückkehr erhalten die Verstorbenen, deren Köpfe lange als reines Handelsobjekt gesehen wurde, ihre Würde zurück.“

Oberbürgermeister Dr.Peter Kurz:"Aus moralisch-ethischer Sicht ist eine Rückführung selbstverständlich. Es handelt sich um Überreste von Menschen, diese sind mit Respekt zu behandeln sind. Hierbei ist zusätzlich zu berücksichtigen, dass die Toi moko für die Maori als rituell bedeutsame Ahnen gelten."

Wichtiger Hinweis :Den Māori ist wichtig, dass die toi moko nicht öffentlich gezeigt werden. Deswegen werden dieser Pressemeldung auch keine Bilder der toi moko beigelegt. Bitte greifen Sie aus Respekt auch nicht auf Bilddatenbanken o.ä. zurück. Zur Bebilderung stellen wir Ihnen Aufnahmen aus dem Depot der Reiss-Engelhorn-Museen zu Verfügung. Bitte wenden Sie sich an folgende Adresse: rem.presse@mannheim.de

Pressekontakt – V.i.S.d.P.

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