Roche Diagnostics Mannheim: Patienten „sehenden Auges“ behandeln

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    Forschung, und die Entwicklung verschiedener Test-Systeme sind Schwerpunkte am Roche-Standort Mannheim, auch therapeutische Produkte werden hergestellt. Zudem befindet sich hier das weltweite Kompetenzzentrum für die sterile Produktion von Medikamenten. Das sind Arzneien, die per Spritze oder Infusion – etwa biotechnisch hergestellte – verabreicht werden.

    Weitere Informationen: www.roche.de

Erfolgreiche Übernahme von Boehringer. Mannheimer nehmen Roche schnell in Sprachgebrauch

Er war revolutionär: Der erste Teststreifen, der Zucker im Harn nachwies. Allerdings, Mitte der fünfziger Jahre war die Zeit dafür noch nicht reif. Selbst Entwickler Boehringer glaubte anfänglich nicht an seinen Verkaufswert: „Man fügte den Teststreifen anderen Pharmaprodukten als Give away, als Geschenk, hinzu“, erzählt Dr. Jürgen Schwiezer, Chef von Roche Diagnostics GmbH, Mannheim. Dennoch: Das Unternehmen entwickelte die technische Errungenschaft weiter und weiter. Heute ist Accu-Chek, das Mini-Labor zur Selbstkontrolle bei Diabetes, die umsatzstärkste Marke von Roche Diagnostics.

Und der Bedarf wächst. – Jürgen Schwiezer hält das elegant designte Gerät in Händen. Die mobile Mess-Station sieht aus wie ein größeres Handy, beinhaltet 17 Teststreifen und eine Stechhilfe für die – fast – schmerzfreie Blutentnahme. Diabetiker können mehrmals täglich ihren Blutzucker messen, passen Insulindosis und Ernährung optimal an die Werte an. Den modernen „Diabetes-Manager“, der seine Krankheit ganz und gar im Griff hat, gibt es immer häufiger. Dagegen steigt aber auch die Zahl der Zuckerkranken – rapide und international.

Große Befürchtungen gab es 1998. Das Schweizer Unternehmen Roche übernahm „den Boehringer“ – Mannheims traditionsreiches Pharma-Unternehmen. Doch die waren unnötig. „So muss man es machen“, hieß es über die Firmen-Akquisition, ob von Investoren-Seite oder Gewerkschaftern. Pro Jahr wurden seit Übernahme 250 neue Arbeitsplätze geschaffen, zurzeit sind am Standort Mannheim 6.800 Mitarbeiter beschäftigt. Ein weiteres gutes Zeichen: Die Mannheimer haben „Roche“ schnell und gerne in Sprachgebrauch genommen.

Künftig rücken Diagnostik und Therapie noch enger zusammen. Gentechnische Erkenntnisse machen es möglich, ein Medikament „sehenden Auges“ zu verabreichen, drückt es Jürgen Schwiezer aus. Das bedeutet: Wirkung und Verträglichkeit von Arzneien werden vor Gabe individuell vorhergesagt. Ein Beispiel: Es gibt ein Mittel gegen Brustkrebs, das wirkt in manchen Fällen sehr gut, in anderen gar nicht. Stellen vor der Therapie Tests die Wirkung sicher oder eben auch nicht, gewinnen die Patientinnen Zeit, etwa für andere Behandlungen. Die Allgemeinheit spart Kosten für eine uneffektive Therapie.