Politik & Verwaltung - 24.07.2023

Verabschiedung von OB Dr. Peter Kurz

Nach 16 Jahren Amtszeit als Oberbürgermeister und acht Jahren als Dezernent für Bildung, Kultur und Sport wurde Dr. Peter Kurz im Rahmen einer Feier mit rund 750 geladenen Gästen im Congresscenter Rosengarten verabschiedet.

„Heute geht eine Ära zu Ende“, erklärte der Gastgeber, Erster Bürgermeister und der Nachfolger im Amt des Oberbürgermeisters Christian Specht, in seiner Rede. Kurz Amtszeit sei von dessen stetigem Streben nach Veränderung gekennzeichnet gewesen. Er habe einen grundlegend anderen Politikstil als seine Vorgänger gepflegt. „Sein Ethos hat Dr. Peter Kurz dabei viel Respekt verschafft“, so Specht. „Sein Arbeitspensum ist zudem nur auf Basis höchster intrinsischer Motivation möglich gewesen.“ Der Kämmerer schilderte die Erfolge von Dr. Kurz vor dem Hintergrund multipler Krisen und ihrer finanziellen Auswirkungen auf die Kommunen wie die Bankenkrise, die EU-Osterweiterung, die Zuwanderung von Flüchtenden, die Corona-Pandemie sowie den Angriffskrieg auf die Ukraine. „Ihre Frau sagt über Sie, dass Mannheim Ihr liebster Ort sei. Sie haben sich um unsere Heimatstadt in besonderem Maße verdient gemacht. Herzlichen Dank auch für die besondere Zusammenarbeit“, so Specht abschließend.
 
Thomas Strobl, Stellvertretender Ministerpräsident und Minister des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen, überbrachte per Videobotschaft die Grüße der Landesregierung und dankte Dr. Kurz für seine Arbeit im Interesse der Kommunen. Er sei stets ein Brückenbauer gewesen, betonte der Minister.
 
Markus Lewe, Oberbürgermeister von Münster und Präsident des Deutschen Städtetags, hatte ebenfalls eine Videobotschaft geschickt. Peter Kurz habe seine Stadt „rasant weiterentwickelt“, erklärte Lewe. Er zeichne sich dadurch aus, dass er Ziele definiere und diese auch operativ umsetzen könne. „Klarheit, Perspektive, Sinngebung machen dich aus“, betonte Lewe. Zu seiner Arbeit als Städtetagspräsident hob Lewe hervor, dass Kurz – quasi als „Außenminister“ des Deutschen Städtetags es geschafft habe, der Stimme der Kommunen weltweit Gehör zu verschaffen.  
 
Von einer Zäsur in Baden-Württembergs zweitgrößter Stadt nach Stuttgart sprach Nicole Razavi, Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen: „Es geht nicht einfach nur eine Amtszeit zu Ende, sondern eine Ära“, so die Ministerin, die als Vertreterin der Landesregierung bei der Verabschiedungsfeier dabei war. Sie habe ihn als einen Menschen mit viel Überzeugung und Engagement kennengelernt und so habe er auch sein Amt ausgeübt. Für die wichtige Partnerschaft zwischen Land und Kommunen sei er ein wichtiger Gestalter und Moderator gewesen und dass Bürgermeisterinnen und Bürgermeister in Zeiten von Politikverdrossenheit eine sehr hohe Wertschätzung genössen, sei auch das Verdienst von Persönlichkeiten wie Peter Kurz. Er übergebe seinem Nachfolger „eine gut bestellte Stadt“, sagte Razavi.

Den Festvortrag hielt Insa Wilke, Literaturkritikerin und Programmleiterin des Mannheimer Literaturfests „lesen.hören“. Sie setzte sich bei ihrem Vortrag „Die Quadratur des Kreises. Stadt Arbeit Leben“ mit den geistigen Dimensionen der Stadt auseinander. Dabei erinnerte sie an ihren Vorgänger bei „lesen.hören“, den 2016 verstorbenen Publizisten Roger Willemsen. Dieser sagte bei seiner Festrede im Rahmen des Neujahrsempfangs 2012 der Stadt Mannheim, er nehme Orte persönlich. Neben einem quantifizierenden gebe es auch einen qualifizierenden Blick auf eine Stadt, der zum Beispiel von Eindrücken und Erinnerungen geprägt sei. Wilke ging der Frage nach, wie man sich zu einer Stadt in Beziehung setzen kann. Dies geschehe in Mannheim beispielsweise schon aufgrund der Aufteilung der Quadrate, die für Fremde die Orientierung erschwert und die man sich erst erschließen müsse. „Städte sind unsere steingewordenen Träume und Ängste“, so Wilke. In einer Stadt könne man mit anderen Menschen in Beziehung treten und dennoch Privatheit finden. „Nur aus unserer Stadt kann meine Stadt werden“, stellte sie fest. In ihren guten Wünschen an Dr. Peter Kurz für die Zukunft erinnerte sie noch einmal an Roger Willemsen: „Er war selbst ein Meister des Aufhörens.“
 
Eine „filmische Laudatio“ zeigte in rund 16 Minuten auf, welche Veränderungen die Stadt im Laufe der 16-jährigen Amtszeit des Oberbürgermeisters erfahren hat. Dabei wurde sowohl die bauliche Veränderung der Stadt betrachtet, als auch die wirtschaftliche Entwicklung, die Veränderungen im kulturellen Bereich, die soziale und gesellschaftliche Entwicklung und auch die Veränderungen in der Verwaltung selbst.
 
Die Hauptperson des Abends, Dr. Peter Kurz, dankte zahlreichen Personen für den Abend sowie für die Begleitung während seiner Amtszeit. So sagte er beispielsweise über den Gemeinderat, dem er über fast 34 Jahre stimmberechtigt und beratend angehörte: „Bleibend ist für mich, die in all den Jahren insgesamt überwiegende Erfahrung eines gemeinsam tragenden Interesses, einer sachlichen Verständigungsbasis und einer wechselseitigen Wertschätzung.“ Akteurinnen und Akteuren aus Politik, Stadtgesellschaft und Wirtschaft dankte er ebenso wie den Mitarbeitenden der Stadt Mannheim. Ein ganz besonderer Dank galt allen Freunden, Wegbegleitern und vor allem seiner Familie. Der größte Dank gelte seiner Frau Daniela Franz. „Menschenkenntnis, Erdung und Rat sind die drei wichtigen Stichworte, die direkt etwas mit dem Amt zu tun haben, und für die ich Dir großen Dank schulde. Und vor allem: Du warst ebenso Gesicht der Stadt und für viele Gäste das, was sie mit Mannheim verbunden haben. Für diese Botschafter-Rolle hab nicht nur ich Dir zu danken, sondern auch der Oberbürgermeister. Dass ich über die Jahre doch beides auseinanderhalten konnte – auch das habe ich Dir zu verdanken“, so Kurz.
 
Nicht alles sei gelungen, aber unter dem Strich doch viel mehr als er sich zu Beginn habe vorstellen können, stellte der Oberbürgermeister mit Blick auf seine Amtszeit fest. „Die Zeitläufe waren dramatischer, aber sie boten auch mehr Chancen als gedacht“, sagte er. „Ich wollte dem Amt und der Verantwortung gerecht werden – da hatte mich Gerhard Widder sehr geprägt. Und vor allem: Ich wollte der Stadt gerecht werden.“
 
Zudem richtete sich Kurz mit einer Beobachtung und einem Appell an alle: „Unsere Demokratie und unser Zusammenhalt sind unter Druck. Heute ist vieles sagbar, was vor Jahren zurecht unsagbar war. […] Humanität und Respekt sind jedoch die Eckpfeiler, ohne die der Rechtsstaat und die Demokratie nicht dauerhaft überleben können. Humanität und Respekt – oder anders ausgedrückt: Anstand – sollten die Maßstäbe unserer Beteiligung am öffentlichen Diskurs sein und wo sie fehlen, sollten wir das thematisieren.“ Mannheim habe eine große Vielfalt von Menschen, die aus allen Kulturen, Überzeugungen und Herkünften Gutes für die Stadt beitrügen. „Wir führen diese zusammen, wenn wir die bürgerliche Höflichkeit bewahren.“ Für die zukünftigen Herausforderungen brauche es diese positive Energie, die auch ihn getragen und motiviert habe.

 

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