„Zivilcourage bedeutet staatsbürgerlicher Mut“, erklärte Bürgermeisterin Prof. Dr. Diana Pretzell. Sie gratulierte dem Mannheimer Jan Wallendorff im Namen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und sprach eine öffentliche Anerkennung für die versuchte Rettung eines Menschen in Lebensgefahr aus und übergab die zugehörige Urkunde. Ein Rettungsversuch, der dennoch beispielhaft ist. Der 31-Jährige war am 11. März vor einem Jahr an seinem Arbeitsplatz in Heilbronn einem Mann in den nur gut 6 Grad kalten Neckar gefolgt und hatte versucht, den um Hilfe Rufenden wieder ans Ufer zu ziehen. Knapp zwei Meter vor dem Ufer verließen ihn im eiskalten Wasser aber die Kräfte und er konnte sich nur noch selbst retten. Den anderen Mann bargen die Rettungsschwimmer der Feuerwehr. Er verstarb nach zwei Wochen Koma in einem Heilbronner Krankenhaus. Seinen Rettungsversuch bedauert Wallendorff trotzdem nicht: „Viel mehr Vorwürfe würde ich mir machen, wenn ich nur zugesehen hätte“, wie viele andere an diesem Frühlingstag am Heilbronner Neckarufer.

Er habe absolut richtig gehandelt, bestätigte ihm vor einem Jahr die Wasserschutzpolizei. Denn selbst bei erfahrenen Rettungsschwimmern versagen im eiskalten Wasser schnell die Muskeln. Bürgermeisterin Pretzell: „Wer Zivilcourage zeigt, kann nie wissen, wie die Sache ausgeht.“ Trotzdem habe der 31-Jährige in einem der wildesten Flüsse Baden-Württemberg versucht, einer fremden Person in einer lebensgefährlichen Situation zu helfen. „Sie haben getan, was sie konnten und sich irgendwann selbst gerettet.“ Auch das gehöre zu einem solchen selbstlosen Einsatz.

Das sah auch der Ministerpräsident so, der die Ehrungsurkunde für den Mannheimer unterschrieben hatte. In jedem Jahr ertrinken in Baden-Württemberg ungefähr 50 Menschen. Dabei müsse man nicht unbedingt zum Helden werden, sondern vor allem menschlichen Gemeinschaftssinn beweisen. Zivilcourage sei ein wichtiges Element einer lebendigen Bürgergesellschaft. „Gegenseitige Hilfe in Notsituationen ist ein Anker in unserer Gesellschaft. Sie sind ein Vorbild für Solidarität, Zivilcourage und Mitmenschlichkeit. Wir sind stolz darauf, Sie in Mannheim in unserer Mitte zu haben“, sagte die Bürgermeisterin in Richtung des Ausgezeichneten, der neben der Urkunde des Landes auch eine Ehrengabe in Höhe von 150 Euro und ein Geschenk der Stadt Mannheim erhielt.

Jan Wallendorff selbst, zu dieser Zeit Restaurantleiter am Heilbronner Neckarufer aber in Mannheim zuhause, würde jederzeit wieder so handeln. „Aber ich hätte mir gewünscht, dass noch ein oder zwei mit mir zu dem Mann gesprungen wären. Mir haben nur ein oder zwei Meter gefehlt. Wenn wir zu zweit oder zu dritt gewesen wären, könnte der Mann heute vielleicht noch leben.“ Eine Werbung für Zivilcourage.