Mannheimer Grundsätze zur Integration

Die Mannheimer Grundsätze zur Integration formulieren das integrationspolitische Selbstverständnis der Stadt Mannheim und bilden einen verbindlichen Orientierungsrahmen für die Ausrichtung ihres integrationspolitischen Handelns. Sie wurden gemeinsam mit Vertreter*innen des Migrationsbeirates und Mannheimer Migrantenorganisationen erarbeitet. Sie wurden 2009 als Ziele und Grundsätze der Mannheime Integrationspolitik vom Gemeinderat beschlossen.

Verständnis von Integration in Mannheim

Gradmesser für ein gelingendes Miteinander ist das Zugehörigkeitsgefühl zu dieser Gesellschaft und das gemeinsam geteilte Verständnis, eine Stadtgesellschaft zu sein. Zugehörigkeit erzeugt und fördert gesellschaftliche Verantwortung. Verantwortungsübernahme setzt Teilhabe voraus. Gelingende Integration bedarf deshalb der gleichberechtigten Teilhabemöglichkeiten am gesamtgesellschaftlichen Leben. Ein Zugehörigkeitsgefühl entsteht mit der gemachten Erfahrung der Teilhabe.

Mannheimer Grundsätze zur Integrationspolitik

1. Grundlage für die Gestaltung des Zusammenlebens in Mannheim sind die Maßgaben des Grundgesetzes.

Alleine die Prinzipien des freiheitlich-demokratischen Rechtsstaates stellen die Gültigkeit der individuellen Freiheitsrechte sicher und gewährleisten das Recht auf kulturelle und religiöse Selbstbestimmung. Die Einhaltung dieser Grundsätze, aber auch ihre Verbindlichkeit und Gültigkeit erfahrbar zu machen, bilden das Fundament städtischen Handelns. Alle in Mannheim lebenden Menschen akzeptieren die hieraus resultierenden Verpflichtungen für ihr Handelnd als Bürger*innen dieser Stadt.

2. Integration ist ein gemeinschaftlicher Anpassungsprozess und Aufgabe der gesamten Mannheimer Stadtgesellschaft.

Integration bezeichnet den notwendigen, gesamtgesellschaftlichen Anpassungsprozess an die veränderte und sich zukünftig auch weiter verändernde Lebenswirklichkeit einer kulturell äußerst heterogenen Stadtbevölkerung. Integration meint die grundsätzliche, die gesamte Stadtgesellschaft und ihre Institutionen betreffende Organisation und Gestaltung von Gemeinschaft in Vielfalt.

3. Interkulturelle Orientierung der Verwaltung und interkulturelle Kompetenz ihrer Mitarbeiter*innen prägen das Selbstverständnis der Stadt Mannheim.

Moderne Verwaltung zeichnet sich durch ein bedarfsgerechtes, kundenorientiertes Dienstleistungsangebot für alle Bürgerinnen und Bürger sowie deren Servicezufriedenheit aus. Eine Willkommenskultur, Erreichbarkeit aller Kundengruppen sowie Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit von Verwaltungshandeln stärken das Vertrauen in unsere öffentlichen Institutionen.

4. Mannheim ist eine weltoffene, internationale Stadt, die die Chancen der Zuwanderung für eine zukunftsfähige Stadtentwicklung betont, die Potenziale der Menschen mit Migrationshintergrund fördert und die interkulturelle Kompetenz ihrer Einwohnerschaft stärkt.

Mannheim gewinnt durch seine Zuwanderung. Das durch die Zugewanderten mitgebrachte soziale und kulturelle Kapital, die Sprachenvielfalt und die unternehmerische Leistungsbereitschaft bereichern die Stadt und stärken unsere Zukunftsfähigkeit.

5. Mannheim bekennt sich zum Grundsatz der Chancengleichheit aller – unabhängig von Alter, Geschlecht, Herkunft, Religion, Behinderung und sexueller Identität.

Gerechtigkeit und Chancengleichheit sind tragende Fundamente einer friedlichen und solidarischen Gesellschaft. Die Schaffung gleichberechtigter Zugangs- und Teilhabechancen bedarf unserer nicht nachlassenden Anstrengungen. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben umfasst insbesondere den Zugang zu Information, Bildung, Kultur, Arbeit und Beschäftigung, Wohnraum, sozialen Dienstleistungen, gesundheitlicher Versorgung und Sport sowie die Möglichkeit zur politischen Interessensartikulation.

6. Alle in Mannheim lebenden Menschen setzen sich ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten gemäß für ihre gesellschaftliche Teilhabe ein. Entsprechend müssen die Kenntnisgabe über die bestehenden Möglichkeiten und der Zugang hierzu gewährleistet sein.

Gelingende Integration braucht bedarfsgerechte Unterstützungs- und Beteiligungsangebote sowie (die Bereitschaft zu) deren Inanspruchnahme und den Zugang hierzu.

7. Das Erlernen der deutschen Sprache ist unverzichtbare Voraussetzung für eine aktive Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und eine selbstbestimmte Zukunft in dieser Gesellschaft.

Das heißt auch, dass einem angezeigten Bedarf ein entsprechendes Sprachförderangebot vorzuhalten ist; insbesondere im Hinblick auf Förderbedarfe bei Kindern und Jugendlichen.

8. Mannheim ist eine tolerante Stadt, in der kulturelle und religiöse Unterschiede akzeptiert und respektiert werden.

Das Mannheimer Modell der "Offenen Moschee" oder die "Meile der Religionen" stehen beispielhaft für ein gelingendes Miteinander der Religionen.

9. Alle in Mannheim lebenden Menschen anerkennen ihre Mitverantwortung für ein gelingendes Zusammenleben in kultureller und religiöser Vielfalt.

Wo Menschen zusammenleben, gibt es Konflikte. Das ist normal. Entscheidend für die Qualität unseres Zusammenlebens ist deshalb nicht die Abwesenheit von Streitigkeiten, sondern vielmehr die Bereitschaft zur gegenseitigen Verständigung bei Konflikten und deren friedlicher Austragung.

10. Mannheim sagt: Nein zu Diskriminierung, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit; Initiativen gegen Rassismus, Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit werden gefördert.

Dem Zusammenleben in Vielfalt verpflichtet, bedarf es in Mannheim eines aktiven und entschiedenen Engagements gegen Diskriminierung und Rassismus. Hierzu zählt auch die Verhinderung individueller und kollektiver Ausgrenzung aus dem Gemeinschaftsleben.

11. Mannheim fördert interkulturelle Begegnungen und den interreligiösen Dialog aktiv und unterstützt entsprechende Initiativen.

Interkulturelle Begegnungen schaffen Kenntnis und Verständnis; beide sind Voraussetzung für gegenseitige Wertschätzung und ein gemeinschaftliches Miteinander. Für ein Miteinander der Kulturen bedarf es einer engagierten Begegnungs- und Dialogarbeit. Zum einen, um die Bereitschaft zur interkulturellen Begegnung und zum Dialog zu fördern, zum anderen, um Gelegenheiten und Gelegenheitsstrukturen für die Begegnung zu schaffen. Interkulturelle Begegnungen und interreligiöser Dialog brauchen Orte, Anlässe und im besten Fall eine Regelmäßigkeit.

12. In Mannheim werden Vereine und Migrantenorganisationen als wichtige Integrationspartner anerkannt und in dieser Rolle unterstützt und gefördert.
Vereine prägen die kulturelle Vielfalt und das soziale und interkulturelle Leben in unserer Stadt. Das integrative Potenzial der Vereine als Multiplikatoren und Vermittler gilt es zu stärken und (weiter) zu entwickeln.
13. Mannheimer Integrationspolitik berücksichtigt die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern sowie Mädchen und Jungen.

Gesellschaftliche Wirklichkeit wird niemals geschlechtsneutral wahrgenommen. Hieraus resultieren geschlechtsspezifische Lebenssituationen und -chancen. „Gender-Mainstreaming“ bezeichnet Ansätze, die diesen Unterschieden im Hinblick auf das Gleichstellungsziel gerecht werden.

14. Alle Mannheimer Stadtbezirke bieten Lebensqualität.

Zum Beispiel leisten viele Migrant*innen als Gewerbetreibende und Dienstleister*innen einen wichtigen Beitrag zur Nahversorgung in den Stadtquartieren und erhöhen darüber hinaus mit ihren multikulturellen Angeboten die überregionale Attraktivität Mannheims als Einkaufsstadt.

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