35 Jahre kommunale Gleichstellungsarbeit in Mannheim

Die kommunale Gleichstellungsstelle begann vor 35 Jahren als freiwillige Selbstverpflichtung und initiiert mittlerweile bundesweit einzigartige Projekte. Im Sinne des Gendermainstreamings forcieren wir unsere Aufgabe als eine Querschnittsarbeit, da in jedem Bereich Genderaspekte wirksam sind. Unser 35-jähriges Jubiläum nehmen wir zum Anlass, mit verschiedenen Veranstaltungen das Spektrum unserer Arbeit zu zeigen.

Zu unserer Geschichte

Am 1. Februar 1987 nahm Ilse Thomas (1949-2013) ihre Arbeit als Frauenbeauftragte der Stadt Mannheim auf. Vorangegangen war die Forderung eines überparteilichen „Frauenbündnisses“ nach einer „kommunalen Leitstelle für die Gleichstellung der Frau“. Beschlossen wurde vom Gemeinderat am 11. März 1986 dann nur ein Ein-Frau-Büro mit Schreibkraft statt einer Stabstelle für die Gleichstellung von Frauen.  Als kämpferische Pionierin für Gleichberechtigung gelang es Ilse Thomas mit Tatkraft und Beharrlichkeit ein tragfähiges Netzwerk für Frauen zu schaffen. Mit ihrem jahrzehntelangen frauenpolitischen Engagement schaffte sie für Frauen in unterschiedlichen Lebenssituationen Unterstützung in der Stadt Mannheim. So entstand eine Stadtgeschichte der Mannheimerinnen in vier Bänden einschließlich eines Frauenstadtrundgangs „Frauen nichts als Frauen“. Für Frauen, die nach der Familienphase wieder ins Berufsleben einsteigen wollten initiierte sie 1991 das Modellprojekt „Neue Wege ins Berufsleben“ für Wiedereinsteigerinnen. Daraus ging die die Kontaktstelle Frau und Beruf Mannheim (seit 2016: Mannheim – Rhein-Neckar-Odenwald) hervor, die 1994 ins Landesprogramm des Wirtschaftsministeriums Baden-Württembergs aufgenommen wurde. Neben Frauen im Beruf und in der Geschichte waren ihr auch Frauen in der Kultur ein Anliegen. Im Jahr 2002 regt sie die Gründung des FrauenKulturRates an, der sich seither vielfältig für die Verwirklichung der Chancengleichheit in allen kulturellen Bereichen einsetzt. Seit 2010 verleiht der FrauenKulturRat gemeinsam mit der Stadt Mannheim die Helene Hecht-Preise für herausragende Leistungen von Frauen aus dem Kunst- und Kulturbereich.
Frauen als Unternehmerinnen fördert ebenfalls seit 2002 das von der Frauenbeauftragten gegründete Gründerinnenzentrum gig7. Heute ist das gig7 als Kompetenzzentrum FeMale Business das Herzstück von Female Entrepreneurship im Start-up Öko-System Next-Mannheim.
Im Jahr 2011 unterzeichnet die Stadt Mannheim als dritte Stadt in Baden-Württemberg die „Europäische Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene“. Eine Umsetzung in Chancengleichheitspläne für die Stadt und die Stadtverwaltung Mannheims gelang Ilse Thomas nicht mehr. Diese Aufgabe und die Fortführung bestehender Maßnahmen übernahm 2015 ihre Nachfolgerin im Amt der Gleichstellungsbeauftragten, Zahra Deilami. Über ihre vielfältige Arbeit berichten regelmäßig die Tätigkeitsberichte der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten.
2017 entsteht das Dialogformat „Club der unmöglichen Fragen“ in Kooperation mit dem Nationaltheater Mannheim und dem FrauenKulturRat, in dem seither gleichstellungspolitische Fragen mit der Stadtöffentlichkeit diskutiert werden. So wird ein Impuls in der (Mannheimer) Stadtgesellschaft gesetzt, gemeinsam nachzudenken, und die Auseinandersetzung mit essentiellen, auch kontroversen und aktuellen Themen, Fragestellungen und Thesen aktiv mitzugestalten.
Zur Umsetzung des "Gesetzes zur Verwirklichung der Chancengleichheit von Frauen und Männern im öffentlichen Dienst in Baden-Württemberg (Chancengleichheitsgesetz - ChancenG)" wird 2019 der Rahmenchancengleichheitsplan für die Stadtverwaltung Mannheims vorgelegt und bildet einen wichtigen Baustein, um Mitarbeiter*innen optimale Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten sowie die Stadtverwaltung als Ganzes noch stärker familienfreundlich auszurichten. Ab 2022 werden - basierend auf dem Rahmenchancengleichheitsplan - in allen Dienststellen der Stadtverwaltung die s.g. dienststellenspezifischen Chancengleichheitspläne entwickelt, die die Besonderheiten der jeweiligen Dienststellen optimal berücksichtigen. Im Zuge der Umsetzung der "Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene" folgt im Jahr 2020 der „Gleichstellungsaktionsplan der Stadt Mannheim 2019-2023 – Erwerbstätigkeit und Gleichstellung“.

Für ihre familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik hat die Stadt Mannheim zum 10. Dezember 2021 erstmals das Zertifikat des audit berufundfamilie erhalten. Voraussetzung für die Zertifizierung ist das Durchlaufen des dazugehörigen Auditierungsprozesses, der von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Mannheim und ihrem Team verantwortet wurde.

Im Jahr 2013 konnte Ilse Thomas erreichen, dass eine Stelle im damaligen Frauenbüro eingerichtet wurde, die sich in erster Linie mit den ihr wichtigen Themen Menschenhandel, Prostitution und Zwangsheirat befassen sollte, der jedoch bald das gesamte Themenspektrum Gewalt an Frauen übertragen wurde.
Als konsequente Fortsetzung der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt auf struktureller und strategischer Ebene wurde im Jahr 2021 eine weitere Fachreferentin eingestellt, die für die Umsetzung des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt (Istanbul-Konvention) auf kommunaler Ebene zuständig ist.

Zum Schutz von Frauen vor Gewalt startet 2019 das FrauenNachtTaxi (FNT) in Mannheim, für dessen Nutzung 2022 geänderte Bedingungen in Kraft traten.

Die Veranstaltungen als Spiegel des heutigen Wirkens

Anhand passgenauer Maßnahmen wirken wir strukturellen Benachteiligungen von Frauen entgegen und zielen damit auf die tatsächliche Verwirklichung deren Gleichstellung – innerhalb der Stadtgesellschaft und der Stadtverwaltung.
Unser Themenspektrum erstreckt sich von der Umsetzung des Chancengleichheitsplans für die Stadtverwaltung, über eine gendergerechte Stadtplanung, die Förderung lebensphasenorientierter Karriereplanung (Kontaktstelle Frau und Beruf), die umfassende (kultur)politische Bewusstseinsbildung für Gendergerechtigkeit, über die Themen Gewalt an Frauen und Menschenhandel zwecks sexueller Ausbeutung bis hin zur Umsetzung der Europäischen Charta zur Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene im Gleichstellungsaktionsplan (GAPinMA).

Die Veranstaltungen im Überblick

https://www.mannheim.de/de/veranstaltungs/reihe/35-jahre-kommunale-gleichstellungsarbeit-in-mannheim
Schauen Sie auch in unseren digitalen Veranstaltungskalender MannHeim als FrauenOrt.