Sehstation Nr. 12:

Adresse: Waldblick 30

Architekt: Carlfried Mutschler, Mannheim

Nutzung: Kirche mit Glockenturm,
Pfarr– und Gemeindehaus

Fertigstellung: 1963

Betonreliefplastik: Otto Herbert Hajek

Evangelische Pfingstbergkirche

Carlfried Mutschler war der 1. Preisträger eins Wettbewerbs, der 1957 für eine Kirche mit Glockenturm, Pfarr- und Gemeindehaus ausgelobt wurde. Als Standort war eine bewaldete Anhöhe vorgegeben, auf der in der Zeit der Gegenreformation verfolgte evangelische Christen Gottesdienste abgehalten haben sollen. Mutschler nutzte das leicht ansteigende Gelände, um eine Baugruppe zu schaffen, die sich von der tiefer liegenden Straße zur Anhöhe entwickelt. An der Straße stehen sich der Glockenturm und das Pfarrhaus gegenüber. Die inmitten des Waldes errichtete Kirche nimmt den höchsten Standort ein und reagiert als gläserner Bau auf die abgeschiedene Lage. Damit einhergehend lassen die klare, reduzierte Architektur und die Eingebundenheit in die Natur das Gotteshaus zu einem Ort der Meditation und Konzentration werden. Rechtwinklig kreuzende Wege und Treppen erschließen das Gelände. Leitmotiv aller Grundrisse ist das Quadrat, wobei die Umfassungswände des Gotteshauses unmerklich zur Mitte hin nach außen geknickt sind. Die Empore, das abgewinkelte Gestühl und der Altar sind diagonal eingestellt, so dass das statische Gefüge des Grundrisses eine Bewegungsrichtung zum liturgischen Ort erhält. Eine Stahlbetonkonstruktion aus vier tragenden und zwölf gliedernden Stützen bildet den Kirchenraum, den eine Sichtbetonrippendecke baldachinartig überspannt. Die Wände zwischen den Stützen sind vollständig in Glas aufgelöst, so dass die Bäume in den Raum wirken und mit den Pfeilern in reizvolle Wechselwirkung treten. Die Schalungsabdrücke des Sichtbetons und der Waschbetonplatten, die von der Außenanlage in die Kirche führen, unterstreichen den Bezug zur Natur. Der Stuttgarter Bildhauer Otto Herbert Hajek schuf die hinter dem Altartisch aufgestellte Betonreliefplastik. Auf einer Betonscheibe über dem Eingang schildert eine Inschrift das Pfingstwunder.

(Quelle: Architekturführer Mannheim; Dietrich Reimer Verlag; Hrsg. Stadt Mannheim, Autor: Andreas Schenk)

Beurteilung der Jury:

Die 1962 errichtete Pfingstbergkirche bildet aufgrund der
leichten Hanglage mit dem Glockenturm, Pfarrhaus, der
Treppenanlage und dem alten Baumbestand ein einzigartiges
Gesamtensemble. Die spannungsvolle Inszenierung
von Raumbildung und Raumauflösung lässt auf eindrückliche
und selbstverständliche Weise den Außenraum mit
dem Innenraum verschmelzen. Der vorbildliche Umgang
mit dem Ort und der Landschaft spiegelt sich in allen Details
und dem sensiblen Umgang mit Material und Struktur
wieder.