Sehstation Nr. 4:

Adresse: Friedrich-Ebert-Str./Weylstr.
Nebeniusstr./Liebigstr.

Bauherr: Heimat AG, Berlin

Architekt: M. Schmechel, Mannheim

Fertigstellung: 1929

Wohnanlage Nebeniusblock

Architekt war Max Schmechel. Die Bauherrin, die Berliner Heimat AG, betrieb in den 20er Jahren landesweit die Errichtung preisgünstiger Wohnungen. Die Gesellschaft ging von dem Bestreben aus, „nur erstklassige und solide Bauten im modernen Geschmack auszuführen und die Wohnungen mit all dem auszustatten, was der Großstädter heute an Wohnungskomfort haben soll“. Diesem Anliegen entsprach die – von der zeitgenössischen Presse lobend hervorgehobene – große Quadratmeterzahl der Mietwohnungen. Der Nebeniusblock gliedert sich in 19 5-geschossige Häuser, die sich zu einer 4-Flügelanlage aneinanderfügen. Kennzeichen ist der geschlossene Blockrand, der im Vergleich zum Zeilenbau und zur offenen Blockrandbebauung den Vorteil des geringen Flächenverbrauchs sowie der Ausbildung eines ruhigen Innenhofs hat. Stilistisch vertritt die Wohnanlage die Neue Sachlichkeit; in den Details zeigt sich der Einfluss des Expressionismus. Die Fassaden sind in rotem Klinkerbackstein ausgeführt. Dieser wurde seiner guten Haltbarkeit und Belastbarkeit wegen gewählt, entsprach aber auch der sachlichen Ästhetik des Neuen Bauens.
Die schlichten Klinkerfassaden sind durch einfache Mittel gestalterisch aufgewertet. Gesimsbänder und liegende Rechteckfenster gliedern die Geschosse und betonen die horizontale Ausdehnung. Zusätzliche Akzente bilden Türrahmen und Loggien. Trotz einheitlicher Gesamtgestaltung sind die vier Flügel differenziert: Die stadteinwärts weisende Ecke zwischen Friedrich-Ebert- und Nebeniusstraße ist durch einen Rücksprung, der Flügel an der Weylstraße durch leicht vorspringende Seitenrisalite akzentuiert. Als Zäsur tritt an der Friedrich-Ebert-Straße ein Doppelhaus aus gelbem Klinker in Erscheinung. Dieses war bereits 1927 vollendet; die anschließenden Bauten entstanden 1928/29. Im Unterschied zur übrigen Anlage wurde das Doppelhaus nicht durch die Heimat AG erstellt, sondern durch einen privaten Bauherrn. Das Doppelhaus trägt statt eines Flachdachs ein Satteldach, zwei symmetrisch sitzende Erkertürme sowie Schmuckmedaillons mit Füllhörnern und Früchten verleihen der Fassade auf traditionelle Weise repräsentativen Ausdruck. Die spätere Erweiterung hat sich über den vorgegebenen Stil zugunsten des Neuen Bauens hinweggesetzt.

(Quelle: Architekturführer Mannheim; Dietrich Reimer Verlag; Hrsg. Stadt Mannheim, Autor: Andreas Schenk)

Beurteilung der Jury:

Der Nebeniusblock ist beispielhaft für eine innerstädtische
Wohnbebauung, deren hohe Qualität bis heute überdauert
hat. Die Ziegelfassaden mit ihrem zurückhaltenden Ornament
haben einen Wiedererkennungswert, bilden kräftige
Stadträume aus und sind einheitlich und spannungsvoll
gestaltet. Ein markanter Stadteingang wird ausgebildet.
Der geschlossene Block schafft einen qualitätsvollen Innenbereich,
der ohne Parkplätze noch beruhigter wäre und
über die Loggien einen wichtigen Teil der Wohnumgebung
darstellt. Es wird gleichermaßen hohe Wohnqualität und
Stadtraumqualität geschaffen.

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