Ewig Jung - Ein Songdrama von Erik Gedeon

Da sitzen sie nun. Sechs uralte ehemalige Schauspieler*innen, auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Das Theater, das sie zur Altersresidenz erkoren haben, ist längst geschlossen. Keine Magie, keine Zuschauer, kein Applaus. Und doch leben sie weiter ihren Traum und führen Abend für Abend ein Unterhaltungsprogramm auf, das sie an ihre ehemalige Bühnenzeit und die Musik ihrer Jugend erinnert. Der Körper gebrechlich, Seele und Kopf noch jung. So rocken die Tattergreise durch die Rock- und Popgeschichte und leben alte Leidenschaften hemmungslos aus. Ein herrlicher Altersabend, wäre da nicht die unsägliche Betreuerin. Die einzige Frau auf der Bühne, die die Menopause noch nicht mal Ansatzweise im Blick hat. Schwester Rosa verbreitet mit dümmlichen Kinderliedern und affigen Tänzchen Trübsal. Aber dieses Musical ist beileibe kein Drama, sondern ein Stück mit bissigem Witz und großartigen Songs. Auch wenn die gebeugten Körper und die Schrulligkeiten der alternden Schauspieler nicht mehr so ganz taufrisch daherkommen, brennt in jedem doch das Feuer der Leidenschaft.

Den körperlichen und geistigen Verfall im Alter auf der Bühne zur Schau zu stellen ist ein heikles Unterfangen. Darf man über groteske Verrenkungen der versteiften Körper und über geistigen Verfall lachen?

Wir sagen „ja“, solange das Treiben der Alten auf der Bühne von ihnen selbst als völlig „normal“ betrachtet wird und der Zuschauer nicht im Modus des Bewertens „seniler“ Verhaltensweisen verharrt, sondern sich ergötzen kann an der unbändigen Lebensfreude alter Menschen. Im Grunde sehen wir auf der Bühne spielende Kinder. Das lädt ein zum Lachen, aber auch zu Demut und Besinnung auf das eigene Leben. „In meiner Inszenierung versuche ich, eine Balance zu finden zwischen übermütigem Slapstick auf der einen und Ringen um Würde auf der anderen Seite. Gleichzeitig will ich aber auch die Fehlentwicklung der Gesellschaft zeigen, dass die Alten abgeschoben, entmündigt und mit dem Stempel ‚debil‘ versehen werden und ihnen damit ein vollwertiges Leben abgesprochen wird“, so Regisseur Volker Heymann, der das anarchische Stück auf die Capitol Bühne bringt.

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