Spinelli FreiRaumLab
Was ist Stadt heute? Wie wollen wir in Zukunft zusammen leben? Was geschieht mit Stadt als dem Gemeinen Gut? Welche Planungskulturen brauchen wir für die Gestaltung der offenen Stadtgesellschaft? Welche Wissensformen sind damit verbunden? Wie können wir das Bestehende weiterdenken, statt beständig nach Neuem zu fragen? Wie können wir zukünftig konstruktiv und gemeinschaftlich mit der Vielfalt der Stadt agieren? Wie können wir Räume und Wissen so teilen, dass die unterschiedlichen Menschen der Stadt dazu Zugang haben? Welche Rolle spielen darin neue Schnittstellen zwischen Stadtverwaltung und lokalen Akteur:innen? Und welche Übungsräume wollen wir in der Stadt schaffen, um diese Fragestellungen praktisch und vor Ort gemeinsam zu erproben?
In einem experimentellen Prozess arbeitet das Netzwerk Spinelli FreiRaumLab daran, schon bestehende und in den kommenden Jahren neu entstehende Räume und Grünflächen zwischen dem Stadtteil Käfertal-Süd und dem neuen Quartier Spinelli nachbarschaftlich und flexibel nutzbar zu machen und hierbei neue Wege der Kooperation zu gehen. Der Kern des Spinelli FreiRaumLabs ist das Teilen von Wissen, Ressourcen und Raum.
Das Netzwerk definiert FreiRaum im Sinne des freien Denkens und als offene, reale Räume drinnen und draußen. Dies sind im Bestand Kirchen- und Gemeinderäume, Bezirkssportanlage, Pflegeheim, Vereinssportflächen und Vereinsheim, Grünflächen und Wege sowie im Entstehen befindliche Orte wie die Gemeinschaftsräume der Wohngruppen, die auf Spinelli bauen. Konkret steht der Begriff FreiRaum für die Räume, die in den einzelnen Gebäuden und im Außenraum für neue Formen der Kooperation zur Verfügung stehen. Viele von ihnen sind vielfältig nutzbar, sogenannte „weiße Räume“, die – multicodiert und unspezifisch – für die Nutzung und Aneignung aller Altersgruppen und ihrer Bedürfnisse geeignet sind. Das grüne und gemeinschaftliche Zentrum auf Spinelli soll zu einem beispielhaften Ort der kooperativen Wissenssammlung und -produktion für Mannheims Stadtgesellschaft werden, zu dem später auch weitere Einrichtungen wie die geplante Grundschule gehören sollen.
Ein Handlungsraum, der sich zeigt
Unter dem Motto „Urlaub im Käfertal“ realisiert das FreiRaumLab die Piazza Spinelli, ein performatives Installations- und Ausstellungsprojekt, das sich dem Initiieren und Erforschen des städtischen Zusammenlebens, Raumteilens und Wissensaustauschs widmet. Rund um die Piazza Spinelli, zwischen Kirchen, dem Gelände des TV Käfertal, der Bezirkssportanlage, dem neuen Stadtquartier und dem alteingesessenen Käfertal entsteht ein Prototyp zukünftiger Stadtentwicklung. In der Ausstellung, die in Käfertal auf markante Orte und interessante Phänomene hinweist, und in gemeinschaftlichen Formaten verbinden sich hier alltägliche Praktiken wie Kaffee trinken, Kochen, Essen, Sport treiben, Gespräche führen, Versammeln, Musik machen oder backen mit Vorträgen internationaler Expert:innen der Stadtentwicklung und Führungen an der Schnittstelle zwischen dem bestehenden und dem neuen Quartier. Ziel der Piazza Spinelli ist das disziplin- und institutionsübergreifende Schaffen einer neuen kooperativen Methodik zum konstruktiven Umgang mit bestehenden städtischen Situationen.
„Der Transformationsraum Spinelli FreiRaumLab bietet die einmalige städtebauliche Möglichkeit, einen bürgergetragenen, nicht kommerzialisierten Freiraum zu entwickeln, der wie ein Scharnier das Neubaugebiet Spinelli und die alteingesessenen Anwohner:innen der Nachbarschaft durch vielfältige Angebote und Nutzungsmöglichkeiten verbinden wird“
so Ralf Eisenhauer, Bürgermeister für Bauen, Planung, Verkehr und Sport der Stadt Mannheim.
Die Konversionsfläche Spinelli stellt die zweitgrößte Entwicklungsfläche für den Wohnungsbau in Mannheim dar und ist mit rund 80 Hektar halb so groß wie das ebenfalls in Käfertal gelegene Areal Franklin. Beide Flächen werden zukünftig den Löwenanteil an den bis 2025 in Mannheim zusätzlich erforderlichen 10.000 Wohneinheiten bilden. Neben dem für die Stadtentwicklung wesentlichen Aspekt der Wohnraumentwicklung liegt der Fokus bei der geplanten Umnutzung auf dem Freiraum.
Die Konversion von Kasernenarealen bietet die einmalige Chance, durch Rückbau und Entsiegelung Grünzüge und Frischluftkorridore in der Stadt zu installieren. Der Flächenanteil des zukünftigen Freiraums auf Spinelli beträgt deshalb mehr als 70 %. Die nördlich und südlich an die Fläche anschließenden Stadtteile Käfertal und Feudenheim werden arrondiert, während die Mitte als Grünfläche von Bebauung freigehalten und im Jahr 2023 zur Ausstellungsfläche der Bundesgartenschau wird.
https://www.mannheim.de/de/stadt-gestalten/konversion/projekte/staedtebau-kaefertal-sued
Netzwerkpartner:
Katholische Kirchengemeinde Maria Magdalena/St. Hildegard, evangelische gemeinde käfertal und im rott mit der Philippuskirche, Turnverein 1880 Käfertal e. V., Caritas-Verband Mannheim, Wohngruppe NeighborWood, Wohngruppe Oikos, Wohngruppe WohnWerk und Anundo Wohnen & Service
Konzeptionell-fachliche Begleitung:
Sally Below, sbca, Berlin
Räumliche Studie (bis 03/2022):
studio urbane landschaften, Hamburg