Vorstellung der Stadtklimaanalyse 2010
Klimawandel ist nicht nur ein globales Phänomen, sondern zeigt regionale wie lokale Auswirkungen. Bürgermeister Lothar Quast stellt im Rahmen der Aktion „12 Monate – ein Klima“ die Stadtklimaanalyse 2010 vor.
Deren Ergebnisse geben nicht nur sehr gute Einblicke in die Auswirkungen des Klimawandels, sondern zeigen auch Planungshinweise, wie diese abgefedert werden können. Denn auch in Mannheim gibt es ganz konkrete Klimaveränderungen, die nicht nur die menschliche Gesundheit, sondern praktisch alle Lebensbereiche, wie die Land- und Forstwirtschaft, die Schifffahrt, die biologische Vielfalt oder den Tourismus betreffen.
„Der Klimawandel gehört sicherlich zu den Themen, über die in den letzten Jahre mit sehr vielen Emotionen und teilweise auch kontrovers diskutiert wurden. Umso wichtiger ist es, eine verlässliche Datenbasis – eine Analyse – zu haben“, begrüßte Quast die Gäste. Als eine der ersten deutschen Kommunen hat Mannheim mit der Stadtklimaanalyse 2010 versucht, auf die Entwicklungen, die der Klimawandel nach sich zieht, entsprechend zu reagieren. „Uns ging es nicht nur um einen rein energetischen, sondern vor allem um einen planerischen, stadtentwicklungsorientierten Ansatz“, so Quast weiter.
Von 2000 bis 2008 lag das Temperaturmittel in Baden-Württemberg beispielsweise 1,1 Grad Celsius über der Referenzperiode 1961 bis 1990. Die Tendenz ist weiter steigend. Für Mannheim ist bezüglich der Monatsmittelwerte in den Sommermonaten eine Erwärmung um bis zu 2,1 Grad Celsius prognostiziert. Aber auch die Schwankungsbreite und Heftigkeit der Wetterphänomene nehmen zu, was zu extremen Unwetterereignissen führen kann.
Besondere Aufmerksamkeit erhalten dabei – vor allem im Zuge der demografischen Entwicklung – so genannte „Pocket Parks“. Der Schillerpark in der Innenstadt hat als Rückzugsort eine manchmal lebensrettende und im Zusammenhang mit dem Klimawandel eine immer bedeutender werdende Funktion. Denn wenn es im Sommer sehr heiß wird, leiden vor allem ältere und kranke Menschen unter der Hitze. Aber auch die Weiterentwicklung des Mannheimer Grünzug- beziehungsweise Frischluftschneisensystems ist von großem planerischem Interesse. Dabei kann vor allem den Konversionsflächen eine Schlüsselrolle zufallen. Eine Pilot-Simulation am Beispiel der Spinelli Barracks/Grünzug Nordost zeigte auf, dass sich die Rückführung einer ehemals militärisch genutzten Fläche in den Grünzugverbund positiv auf das Temperaturgeschehen und den Luftaustausch im Stadtgebiet auswirken würde.
64 Prozent der Mannheimer Fläche weist thermisch günstige oder neutrale Verhältnisse auf. Die tiefsten Temperaturen wurden über den Wiesen und landwirtschaftlich genutzten Flächen südlich und östlich von Straßenheim gemessen. Die stärkste Überwärmung stellt sich von der Schwetzingerstadt über die Innenstadt bis zum Handelshafen ein. Innerhalb der Innerstadt treten größere Grünflächen und Parkanlagen als Kälteinseln beziehungsweise als „Pocket Parks“ hervor. Eine besondere Rolle spielt der Luisenpark, dessen positive Wirkungen weit in die Oststadt hinein reichen.
„Als Stadt Mannheim müssen wir versuchen, Freiraum und Grünflächen zu sichern, Kälteinseln zu erhalten, Baugrenzen einzuhalten und das Zusammenwachsen von Wärmeinseln verhindern“, resümiert Quast.
Hintergrund:
Die Stadtklimaanalyse wurde vom Fachbereich Städtebau beauftragt. Das Büro Ökoplana Mannheim hat zusammen mit dem Büro Steinicke und Streifeneder in Freiburg die vorliegenden Informationen zum Klima aktualisiert und mit Planungsempfehlungen versehen. Die erarbeiteten Klimainformationen wurden in mehreren Karten aufbereitet und für die Öffentlichkeit – seit Mai 2011 auch im Internet - komplett bereitgestellt.
Zur Ermittlung der Daten wurden die klimaökologischen Grundlagenkarten für das Stadtgebiet Mannheim fortgeschrieben. Außerdem gab es Lufttemperaturmessfahrten und eine Befliegung über das Stadtgebiet. Zum ersten Mal lagen die Schwerpunkte dabei auf dem Gebiet der Innenstadt und vor allem auf den Kasernenarealen. Neueste wissenschaftliche Ansätze haben dabei eine Aussagegenauigkeit erreicht, die vor ein paar Jahren noch undenkbar war. So lassen sich nunmehr gezielt für annähernd jedes Innenstadtquadrat die spezifischen bioklimatischen Eckdaten abbilden.
12 Monate – ein Klima ist eine Aktion der Stadt Mannheim im Rahmen der Klimaschutzkonzeption 2020. Stadtweit wird monatlich ein Klimaschutzprojekt in städtischer oder privater Trägerschaft der Öffentlichkeit vorgestellt.