Symposium „Medizin für Flüchtlinge“ an der UMM
In der Betreuung von Flüchtlingen und deren Versorgung treten für Ärzte und medizinisches Fachpersonal viele Fragen auf, die über die rein medizinische Versorgung hinaus allgemeine Versorgungsaspekte in den Erstaufnahmestellen sowie gesundheitspolitische Gesichtspunkte berühren. Entsprechend breit angelegt war das Themenspektrum des Symposiums „Medizin für Flüchtlinge“, das die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) veranstaltete.
Zum Kreis der Referenten zählten neben Experten der UMM und aus anderen Kliniken auch Vertreter aus den städtischen Fachbereichen Gesundheit sowie Feuerwehr und Katastrophenschutz und dem Zentralinstitut für Seelische Gesundheit. „Zu diesem Thema gibt es kein Lehrbuch“, erklärte Professor Dr. med. Matthias Ebert in seiner Begrüßung. Dem pflichtete Dezernentin Dr. Ulrike Freundlieb im vollbesetzten Hörsaal bei. „Die Strukturen sind im Werden, wir sind auf einem guten Weg der Standardisierung“, so die Gesundheitsbürgermeisterin und richtete einen ausdrücklichen Dank an die Ehrenamtlichen von Deutschem Roten Kreuz, Johanniter-Unfall-Hilfe und Malteser Hilfsdienst, ohne die der Betrieb in der Erstaufnahmestellen sowie am Drehkreuz Mannheimer Hauptbahnhof nicht möglich wäre. Das Thema „Medizin für Flüchtlinge“ habe viele Facetten und werde in der Bevölkerung häufig „sorgenvoll, teils mit Angst behaftet“ wahrgenommen. „Daher bin ich froh, dass Sie das Ganze heute so differenziert betrachten werden“, so Dr. Freundlieb mit Blick auf Themen wie Erkennung und Schutz vor Infektionskrankheiten, Impfungen, den Umgang mit traumatisierten Flüchtlingen oder die Vorstellung der Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen und des Katastrophenschutzes. „Das Land ist für die Gesundheitsversorgung und das Impfen zuständig. Die Stadt führt die Erstuntersuchungen durch und überwacht Hygiene- und Infektionsschutz“, machte sie die Zuständigkeiten deutlich.
„12.000 Menschen auf den Konversionsflächen sind eine logistische Herausforderung, und die Zuständigkeiten müssen eng koordiniert werden“, ergänzte Dr. Ulrike Freundlieb anschließend. Dr. Peter Schäfer, Leiter des Fachbereichs Gesundheit, beschrieb den grundsätzlichen Verlauf einer Erstuntersuchung. Der Fokus liege dabei auf der Erkennung von möglichen Infektionskrankheiten, etwa müssten sich Asylsuchende über 15 Jahren einer Röntgen-Untersuchung unterziehen. Bei der Aufklärung der Flüchtlinge zum Impfschutz, über Hygienemaßnahmen sowie zum Behandlungsverlauf oder der Medikamenteneinnahme würden freiwillige Dolmetscher sowohl in Erstaufnahmestellen als auch im Klinikalltag wertvolle Dienste leisten. Zugleich müssten die Betreiber der Unterkünfte darüber informiert sein, welche Krankheiten gegenüber dem Gesundheitsamt meldepflichtig sind, ergänzte dessen Leiter.
Im Symposium selbst erfuhr das Auditorium unter anderem, dass mit Ausbruch des Krieges in Syrien dort die Impfrate deutlich zurückgegangen sei, so dass hier ankommende Kinder über keinen ausreichenden Impfschutz verfügen. Außerdem sei das Immunsystem vieler Flüchtlinge, insbesondere der Kinder, durch die Strapazen der Flucht geschwächt, so dass man es mit einer gefährdeten Gruppe, nicht aber mit einer Gruppe, von der Gefahr ausgehe, zu tun habe.
Dass auch Faktoren wie etwa Ernährung einen Einfluss auf die Gesundheit und Infektanfälligkeit der Asylsuchenden haben, machten der Vortrag von Privatdozent Dr. Roger Vogelmann und Ernährungsberaterin Sandra Oberst deutlich. Die Vertreter der UMM-Ernährungsambulanz zeigten unter anderem die Folgen von Vitamin A-, Jod-, Zink oder Eisenmangel auf. Daten, die mögliche Hinweise auf eine solche Mangelernährung gäben, würden derzeit in den bundesdeutschen Erstaufnahmestellen nicht erfasst. Der Fokus liege auf der Untersuchung und dem Impfen.