Im Austausch: Mannheim und Berlin diskutieren Gremienarbeit
2015 entstand die Idee, und im selben Jahr war auch schon eine Delegation aus Mannheim zu Gast in der Partnerstadt Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf, um auf Einladung des Bezirksbürgermeisters mit Kolleginnen und Kollegen über die städtische Integrationsarbeit in den Dialog zu gehen. Jetzt fand der Gegenbesuch in Mannheim statt.
Unter der Leitung von Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann (SPD) reiste eine Delegation mit Vertretern des Bezirksbeirats, des Integrationsausschusses und der Bezirksverordnetenversammlung sowie der Partnerschaft für Demokratie nach Mannheim. Hier standen der Austausch über politische Gestaltungsmöglichkeiten und Beteiligungsformen von Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund sowie Erfahrungen mit der aktuellen Situation von Flüchtlingen in Mannheim und Berlin im Vordergrund.
Erste Gespräche fanden bereits direkt nach der Ankunft der Gäste während eines Treffens mit Oberbürgermeister Dr. Kurz statt. Vertieft wurden die Diskussionen in einem Workshop, an dem neben den Berliner Gästen auch Mannheimer Gemeinderäte und Bezirksbeiräte teilnahmen sowie Vertreter der Verwaltung. Hier wurden die strukturelle Situation und die inhaltliche Arbeit der Migrationsbeiräte und Integrationsausschüsse verglichen und Ideen für eine Stärkung der Zusammenarbeit gesammelt. Es zeigte sich, dass zwar beide Modelle als insgesamt gut bewertet wurden, der Workshop aber Ideen und Impulse für die weitere Ausgestaltung der Arbeit brachte. Die Ergebnisse des Workshops werden noch im Oktober als Vorlage in den Integrationsausschuss eingebracht.
Einen wichtigen Impuls gab Bezirksbürgermeister Naumann mit seiner Darstellung der aktuellen Situation der Flüchtlinge in Berlin und insbesondere in Charlottenburg-Wilmersdorf. Innerhalb der Berliner Stadtbezirke steht Charlottenburg-Wilmersdorf zahlenmäßig an vierter Stelle bei der Unterbringung von Asylbewerbern. Mit viel Nachdruck machte der Bezirksbürgermeister deutlich, wie wichtig es sei, alle Unterbringungen für Geflüchtete in reguläre Versorgungsstrukturen einmünden zu lassen und eine positive Willkommenskultur zu schaffen. Das überragende ehrenamtliche Engagement gelte es, zu erhalten, und die Gesellschaft sei in der Pflicht, die Hürden für eine gelingende Integration so gering wie möglich zu halten.
Eine außergewöhnliche Darstellung des Gewinns, den Inklusion unserer Gesellschaft bringt, konnten die Gäste aus Berlin zusammen mit Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz am Abend erleben: In der Kirche auf Benjamin Franklin wurde mit Sounds of Franklin ein musikalisches Abbild einer bunten Gesellschaft präsentiert. Komponist und Arts Integration Consultant Glenn McClure betonte, wie wichtig es sei, miteinander zu feiern, um sich dann mit Offenheit und Toleranz am Verhandlungstisch begegnen zu können.
Am Folgetag wurde das Thema der Willkommenskultur in unserer Gesellschaft vertieft, hier auch mit besonderem Fokus auf die Flüchtlinge. Bei einem Rundgang durch den Jungbusch stellten Ali und Mehmet Ungan sowie Johannes Kieffer die Arbeit der Orientalischen Musikakademie vor, die nicht nur mit der Popakademie kooperiert, sondern auch intensive und beeindruckende Stadtteilarbeit und Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen leistet. Die Bereitschaft, mit Menschen anderer Religionen und Kulturen zusammen zu arbeiten und sich für eine offene Bürgergesellschaft zu engagieren, wurde auch bei dem Besuch der Yavuz-Sultan-Selim-Moschee deutlich. Talat Kamran vom Mannheimer Institut für Integration und Interreligiösen Dialog e.V. und Bilal Dönmez, Vorsitzender der Türkisch Islamische Gemeinde zu Mannheim e.V., führten in die Arbeit der Moschee ein.
Für 2017 sind schon die nächsten Kooperationsprojekte zwischen Mannheim und Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf angedacht.