Bauen & Wohnen - 11.04.2013

Bebauungsplan Turley: Bürgerinformation

Die Umwandlung der Turley-Kaserne in ein attraktives Wohngebiet mit Gewerbe, Bildungs- und Erziehungseinrichtungen stand am Mittwochabend im Zentrum einer Bürgerinformationsveranstaltung in der Erich-Kästner-Schule. Hier, in direkter Nachbarschaft zu dem 13 Hektar großen Kasernengelände, konnten sich mehrere hundert Mannheimer über die Bau- und Verkehrsplanung für das neue Stadtviertel erkundigen. 

Die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit durch Auslegung der Pläne im Collini Center und die Beteiligung der fachlichen Ämter und Behörden fand bereits statt. Die Ergebnisse der Beteiligung und den Stand des Bebauungsplanverfahrens stellten Bürgermeister Lothar Quast und die damit betrauten Fachleute bei einer Bürgerinformationsveranstaltung am Mittwoch vor. Der Dezernent betonte die große Bedeutung, die von der Stadtverwaltung dem direkten Dialog mit der mit den Bürgern beigemessen wird. „Wir haben in meinem Dezernat in den vergangenen Jahrzehnten sehr gute Erfahrungen mit der aktiven Einbindung der Bürgerschaft in die Planungen gemacht und möchten diese Tradition so weiter führen“, sagte Quast. 

Der Bürgermeister erinnerte daran, dass Turley im vergangenen Jahr von der MWSP als 100-Prozenttochter der GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) erworben werden konnte. Insofern ist die MWSP auch Auftraggeber des Bebauungsplans zum  „Turley-Areal“. Die Bauleitplanung hat die Firma „Albert Speer & Partner“ übernommen. Zuständig für den Verkehr ist das Darmstädter Planungsbüro Mörner und Jünger. Turley ist besonders wegen seiner Nähe zur Innenstadt interessant, aufgrund der denkmalgeschützten Kasernengebäude aus der Kaiserzeit ist die Bebauung mit besonderen Anforderungen verbunden. Raum wird für eine Vielfalt von Wohnangeboten gegeben sein und zwar sowohl im denkmalgeschützten Altbestand als auch in einem Neubaufeld. So soll es generationsübergreifendes Wohnen geben, aber auch Bereiche für Gewerbe, für Bildungs- und Erziehungseinrichtungen sowie Platz für Gastronomiebetriebe und für Begegnungsflächen sind vorgesehen, wie Herr Bothe vom Frankfurter Büro Albert Speer und Partner sagte. 

Um die bestmögliche Wohnqualität zu erreichen, seien neben dem Verkehr auch der Lärmschutz und die weitgehende Bewahrung von Flora und Fauna ein wichtiger Bestandteil der Planung. Für ein Parkhaus, das womöglich unter dem denkmalgeschützten Appellplatz gebaut werden könnte, sei es nicht notwendig die Bäume auf dem Platz zu fällen. Zunächst müsse aber im Frühjahr der Bestand an Pflanzen untersucht werden, ebenso eine Analyse möglicher Altlasten aus der Militärzeit erstellt werden. Insgesamt werden Wohnungen für circa 800 Menschen und einige hundert Arbeitsplätze geschaffen. Andreas Kaupp, Mitglied im Gestaltungsbeirat der Stadt und seit kurzem Vorsitzender des Bundes Deutscher Architekten in der Region hob hervor, es sei es wichtig, dass neue Stadtviertel in das Umfeld so zu integrieren, dass ein stimmiges Stadtbild entsteht.  In einem Workshop befasste sich der Gestaltungsbeirat mit dem Areal. 

 

Im Zuge der bisherigen Planungen wurde der Frankfurter Investor Tom Bock insbesondere für die denkmalgeschützten Bestandsgebäude gefunden. Ein Investorenwettbewerb für das Baufeld I im Norden erbrachte außerdem zwei infrage kommende städtebauliche Entwürfe. Wie Achim Judt von der MWSP berichtete, werde das entsprechende Investorenauswahlverfahren in den kommenden Wochen über die Bühne gehen.

Mit dem Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan im September 2012 startete das formale Verfahren nach dem Baugesetzbuch. „Die Entwicklung von Turley stellt besondere Anforderungen an die Planung dar. Wir möchten für die zentrale Lage eine anspruchsvolle Mischung aus Wohnen, innovative Arbeiten und urbaner Nutzung. Im Mittelpunkt steht dabei auch, dass wir das Quartier wieder mit seiner Umgebung vernetzen möchten“, erklärte Bürgermeister Quast. 

Insofern spielte am Mittwochabend die Verkehrsanbindung eine wesentliche Rolle in der  Diskussionen. Nach Angaben des Darmstädter Verkehsplaners, Jörg von Mörner, werden schätzungsweise 2000 Autofahrten täglich in das Quartier beziehungsweise aus dem Quartier heraus führen. Viele Diskussionsteilnehmer äußerten sich am Mittwochabend eher skeptisch, was die Verkehrsanbindung angeht. Die meisten sprachen sich für eine weitgehend verkehrsberuhigte Zone aus. Wie Verkehrsexperte von Mörner sagte, sei es grundsätzlich möglich auch verkehrsberuhigte Straßen zu planen, gab aber zu bedenken, dass die Zahl von 2000 Fahrten täglich im Vergleich zu anderen Stadtteilen eher gering ist. Alles in allem stelle es eine Herausforderung dar, das ehemals geschlossene System einer Kaserne mit der Verkehrsstruktur der Umgebung zu verknüpfen. 

"Wir müssen eine verkehrliche Situation erreichen, die es den Menschen ermöglicht schnell rein und raus zu fahren. Denn dies ist die verträglichste Verkehrssituation", sagte Quast. Gleichzeitig sei es durchaus erstrebenswert, beispielsweise den Verkehr rund um die Erich-Kästner-Schule zu beruhigen. "Wir sind da gesprächsbereit", sagte der Dezernent.