20 Jahre Feldhamsterschutz in Mannheim

Rückblick Jubiläumstag am 2. Juli 2023 auf der BUGA 23 „20 Jahre Feldhamsterschutz in Mannheim“ und Podiumsgespräch „Artenschutz und Landwirtschaft. Nur gemeinsam geht’s“

Rückblick Auswilderung Feldhamster 2023


Feldhamster in Mannheim

Rotbraunes Fell, schwarze Knopfaugen und extrem gefährdet: Feldhamster sind nach der Roten Liste Baden-Württemberg vom Aussterben bedroht und europaweit „streng geschützt“. Die Stadt Mannheim ist gesetzlich zur Sicherung einer eigenständig überlebensfähigen Population verpflichtet und engagiert sich deshalb seit 2001 für den Feldhamster. Die Stadt Mannheim hat ein eigenes Artenhilfsprogramm, für das sie derzeit rund 120.000 Euro pro Jahr zur Verfügung stellt. Das Land Baden-Württemberg ergänzt diese Summe seit 2011 im Rahmen eines landesweiten Feldhamster-Schutzprojekts jährlich um rund 44.000 Euro. Seit 2007 konnten schon 2.169 gesunde Jungtiere erfolgreich ausgesetzt werden, wodurch die Population in Mannheim bei mittlerweile ca. 450 Tieren liegt.

Informationen zum Wiederansiedlungsprojekt

Warum Feldhamsterschutz?

Der Feldhamster stand zu Beginn des 21. Jahrhunderts in Baden-Württemberg kurz vor dem Aussterben. Die veränderte Landbewirtschaftung, zahlreiche Bauvorhaben und mehrere Trockenjahre hatten die Bestände so weit schrumpfen lassen, dass im Jahr 2004 ein Wiederansiedlungsprojekt ins Leben gerufen wurde.

Wie funktioniert der Feldhamsterschutz?

Die heimischen Feldhamster werden für das Wiederansiedlungsprojekt im Heidelberger Zoo gezüchtet. Die Aufzucht wird von dem Artexperten und Biologen Dr. Ulrich Weinhold, Institut für Faunistik aus Heiligkreuzsteinach zusammen mit seinem Team koordiniert und fachgerecht umgesetzt. Jedes Jahr werden durchschnittlich 100 Feldhamster in ihren natürlichen Lebensraum ausgesetzt.

Auf welchen Flächen werden die Feldhamster ausgewildert?

Die Auswilderung begann auf Feldern in Mannheim-Straßenheim. 2009 wurde sie auf Felder in Mannheim-Bösfeld und zuletzt auch auf Flächen in Mannheim-Mühlfeld und Seckenheim erweitert.

Die Karte zeigt, wo es in Mannheim Feldhamster gibt:
 


Stimmen zum Wiederansiedlungsprojekt

Thomas Kilian vom Naturschutzteam der Stadt Mannheim über das Artenhilfsprogramm:

"In Mannheim hat sich der Lebensraum des Feldhamsters durch die Umsetzung des Bebauungsplanes "Sportpark Bösfeld-Arena" reduziert. Um diesen Eingriff auszugleichen, fördert die Stadt seither Feldhamster in Mannheim, denn sie sind nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Für das Überleben der Feldhamster in freier Natur ist neben ausreichend Nahrung ein Sichtschutz vor Feinden sehr wichtig. Aus diesem Grund haben die Stadt Mannheim und das Land Baden-Württemberg Verträge mit den örtlichen Landwirtinnen und Landwirten geschlossen, die knapp 80 Hektar Fläche - das ist mehr als der Luisenpark mit 42 Hektar - feldhamstergerecht bewirtschaften. So wird beispielsweise die blickdichte Klee-Art Luzerne angebaut, die Schutz und Nahrung zugleich bietet. Trotz all der Maßnahmen konnte bisher kein stabiler Bestand erreicht werden, wir befinden uns jedoch auf einem guten Weg."
 

Dr. Ulrich Weinhold vom Institut für Faunistik:

,,In nur noch zwei Regionen in Baden-Württemberg leben Feldhamster, der Großteil davon auf den Feldern Mannheims. Außer im Bösfeld leben die Feldhamster auch im Landschaftsschutzgebiet Straßenheimer Hof, im Mühlfeld um das Maimarktgelände, in Seckenheim und in Suebenheim. Um den gefährdeten Bestand zu erhalten, haben wir im Auftrag der Stadt Mannheim seit 2007 insgesamt schon über 1.000 Feldhamster ausgewildert. Ziel ist es, eine selbstständig überlebensfähige Population des Nagetiers zu erreichen."
 

Elke Leib ist Landwirtin. Seit Beginn des Artenhilfsprogramms hat sie einen Vertrag mit der Stadt Mannheim geschlossen, um zum Schutz des Feldhamstes beizutragen. Sie hält es für wichtig, heimische Arten zu erhalten:

,,Von Anfang an habe ich versucht, auch andere Landwirtinnen und Landwirte von den Verträgen zu überzeugen, stieß jedoch zunächst auf Skepsis. Mittlerweile sind die Kolleginnen und Kollegen in meinem Bekanntenkreis aber so weit aufgeklärt, dass sich fast alle dem Programm angeschlossen haben und den Feldhamster mit Begeisterung schützen", erklärt Leib. ,,Unser Beitrag ist, dass wir Blühstreifen anbauen, in denen nicht nur der Feldhamster, sondern auch heimische Insekten Lebensraum finden. Außerdem lassen wir Getreidestreifen nach der Ernte stehen, um dem Hamster länger eine Nahrungsquelle und Deckung zu bieten."
 

Paul Hennze ist ehrenamtlicher Naturschutzbeauftragter der Stadt Mannheim und beteiligt sich aktiv am Feldhamsterschutz. Er wünscht sich eine überlebensfähige, genetisch gesunde Population, die ohne Auswilderungen auskommt. Auch Privatpersonen können dazu etwas beitragen:

,,Schon alleine die Hunde beim Spazierengehen an die Leine zu nehmen wäre eine Anfang. Ich wünsche mir, dass das Bild des Ernteschädlings, der in den 80er Jahren gejagt und getötet wurde, aus den Köpfen der Menschen vertrieben wird, denn ein Schädling ist der Feldhamster schon längst nicht mehr." Er betont außerdem, dass der Schutz des Feldhamsters einer Reihe weiterer gefährdeter Arten nützt, wie zum Beispiel dem Rebhuhn.
 

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